Zur Vigilanzförderung beim älteren Menschen: Vergleichende Pharmako-EEG- und psychometrische Studien mit oral und intramuskulär verabreichtem Nicergolin

Zusammenfassung

Frühere klinisch pharmakologische Untersuchungen mit Nicergolin — einem hämodynamischen, metabolisch aktivierenden und plättchen-antiaggregierenden Ergotalkaloid — am alternden Menschen zeigten, daß dieses Präparat sowohl bei akuter als auch chronischer Gabe eine im Vergleich zu Placebo signifikante Veränderung der Gehirnaktivität bewirkt [22, 23, 4]. Diese stellen sich im computer-assistierten spektral-analysierten Elektroencephalogramm (EEG) als eine Abnahme von langsamen Delta- und Thetaaktivitäten sowie eine Vermehrung von Alpha- und Alpha-benachbarten Betaaktivitäten dar und sind insofern interessant, als sie geradezu oppositionell zu altersbedingten EEG-Veränderungen erscheinen. Verschiedene Untersucher [10–12, 21, 25, 32] haben beschrieben, daß mit fortschreitendem Alter langsame Aktivitäten zu- und Alpha- bzw. Alpha-benachbarte Betaaktivitäten abnehmen. Diese senilen EEG-Charakteristika sind noch wesentlich deutlicher ausgeprägt bei organischen Psychosyndromen verschiedener Genese [20, 21, 25, 26] und stellen Defizite in vigilanzregulierenden Systemen dar. Unter „Vigilanz“ bezeichnet man den dynamischen Zustand der neuralen Gesamtaktivität, welcher die Verfügbarkeit und den Organisationsgrad unseres adaptiven Verhaltens bestimmt Da das EEG unmittelbarer Ausdruck der neuronalen Massenaktivität ist und seine Muster deren dynamische Ordnungszustände widerspiegeln [2, 3] ist nach Kanowski [8] bei allen Geriatrika, die den Anspruch erheben, den cerebralen Stoffwechsel in irgendeiner Weise zu beeinflussen, der Nachweis von EEG-Veränderungen zu fordern.

Sermion/Sermion Forte, Farmitalia