Zusammenfassung
Der praktische Arzt schreibt dann einen Patienten wegen irgendeiner Beschwerde krank, wenn er und der Patient der Meinung sind, der Patient sollte nicht seinen üblichen sozialen Tätigkeiten (Arbeit, Haushalt, Schule) nachgehen. Der Patient kann auch Beschwerden haben, die ihn nach Auffassung eines Arztes nicht an seinen üblichen sozialen Tätigkeiten hindern (oder der Patient will nur eine Behandlung seiner Beschwerden ohne eine Bescheinigung über die Behinderung seiner sozialen Tätigkeiten). Darum schreibt er ihn nicht krank, und dann ist er auch nicht krank, sondern hat Beschwerden, die zu behandeln sinnvoll erscheinen oder nicht. Somit scheint es angebracht, Beschwerden von Krankheiten zu trennen und Krankheit als eine soziale Zuschreibung und nicht als körperliches oder psychisches Problem zu begreifen. Beide Beschreibungen (Krankheit und Beschwerde) haben unterschiedliche „kommunikative Anschlußfähigkeit“ (Ludewig 1988).
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Hinsch, J., Schörghofer, S. (1991). Krankheit ist auch nur eine Metapher. In: Reiter, L., Ahlers, C. (eds) Systemisches Denken und therapeutischer Prozeß. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-10199-5_9
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