Zusammenfassung
Die Infektion mit dem Retrovirus HTLV-III (Human T-Lymphotropic Virus) führt zu einer Erkrankung des Immunsystems. Aus diesem Zusammenhang leitet sich die populär gewordene Bezeichnung AIDS für „Aquired Immune Deficiency Syndrome“ ab1. Der Erreger befällt gezielt die sogenannten T4-Helferzellen (T4-Lymphozyten), deren Funktion es ist, auf Antigene zu reagieren, das heißt insbesondere eindringende Krankheitserreger zu erkennen und die körpereigene Abwehr gegen sie zu mobilisieren. Das Retrovirus schleust dabei seine genetische Information in die Erbinformation (DNS = Desoxyribonukleinsäure) der befallenen Zellen. Die Infektion ist damit (vermutlich) bleibend eingefügt in die T4-Helferzellen. Denn bei jeder Zellteilung verdoppelt sich mit den Chromosomen der Zelle das von dem Virus stammende Teilstück der DNS, mit der Folge, daß auch die neugebildeten Zellen, das heißt die Tochterzellen — und ebenso alle ihre weiteren Nachkommen (die sogenannte Zellinie) — infiziert sind für die gesamte Dauer ihrer jeweiligen Existenz2.
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Literatur
Den Ausführungen liegt im wesentlichen folgende Literatur zugrunde: R. Gross, Aktuelles über AIDS, Deutsches Ärzteblatt, Heft 8, v. 21. Februar 1986, S. 472 ff.; R. Haas, AIDS - Ein Virusinfekt des Immunsystems, Sitzungsbericht der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, Jahrgang 1985, 3. Abhandlung, Springer Verlag, Heidelberg etc., 1985; H. Halter (Hrsg.), Todesseuche AIDS, Spiegel-Buch Band 67, Rowohlt Verlag, Hamburg, 1985; N. Kathke, AIDS, Verlag R. S. Schulz, Percha am Starnberger See, 2. Aufl., 1985; F. Rühmann, AIDS - Eine Krankheit und ihre Folgen, Edition Qumran im Campus Verlag, Frankfurt a. M. etc., 1985; G. K. Steigleder (Hrsg.), AIDS - Neuere Erkenntnisse, Bericht1/1985, Grosse Verlag, Berlin, 1985; M. Vogt, Aquired Iummune Deficiency Syndrome - AIDS heute, in: Fortschritt und Fortbildung in der Medizin, IX. Interdisziplinäres Forum der Bundesärztekammer vom 9. bis 12.Juni 1985 - Band IX, 1985/86, Deutscher Ärzteverlag, Köln, 1985, S. 139 ff.; AIDS-Forschung (AIFO) 1986, Hefte 1 und 2.
Hierzu G. K. Steigleder, o. Fn. 1, S. 7 ff.; R. Gallo, in: N. Kathke, o. Fn. 1, S. 37 ff. Zugrunde gehen die infizierten T4-Helferzellen daran, daß sich das Virus in ihnen vermehrt - R. Haas, o. Fn. 1, S. 23.
L. Häussermann/H. Rasokat, Dermatologische Veränderungen bei AIDS, in: G. K. Steigleder, o. Fn. 1, S. 48 ff.; R. Haas, o. Fn. 1, S. 6 f.
H. Rasokat/L. Häussermann, AIDS - Klinisches Bild und therapeutische Aspekte, in: G. K. Steigleder, o. Fn. 1, S. 37, 39 u. mündl. Mitteilung an d. Verf.
Bemühungen um einen gegen die AIDS-Infektion wirksamen Impfstoff oder ein Therapeutikum sind bisher erfolglos geblieben - vgl. J.-C. Cherman, in: N. Kathke, o. Fn. 1, S. 50, 51 ff.; ferner Der Spiegel, Nr. 49, v. 2. Dezember 1985, S. 247: Aids - Neuer Virus-Hemmer’’; Frankfurter Allgemeine Zeitungv. 22. Januar 1986, S. 27: Suche nach einem Impfstoff gegen die Seuche AIDS; FrankfurterAllgemeine Zeitungv. 5. Februar 1986, S. 29: Ein Rezeptor für Aids-Viren. Als falsch erwiesen sich Erfolgsmeldungen aus Frankreich (J.-M. Andieu u. a.), vgl. Süddeutsche Zeitungv. 30. Oktober 1985, S.64: Paris: Therapie gegen Aids - keine Angaben über Details; und Süddeutsche Zeitung v. 31. Oktober/1. November 1985, S. 63: Angebliche Aids-Therapie stößt auf Skepsis. Zur Impfung ausführlich V. Edle, AIDS-Forschung (AIFO) 1986, 117 ff. Evtl. verspricht aber die genetische Bekämpfung des Virus mittels „Antisensemessenger-RNA“ mehr Erfolg, falls es gelänge, damit die genetische Information des AIDS-Virus „abzuschalten” - vgl. dazu W. Doerfler, Die Bedeutung der Molekularbiologie für die Entwicklung neuer Konzepte in der Medizin, Der Internist 1986, 78, 83.
Vgl. etwa J.-C. Cherman, in: N. Kathke, o. Fn. 1, S. 50, 51. Viren finden sich auch in der Muttermilch - AIDS-Forschung (AIFO) 1986, 131.
Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung v. 19. Februar 1986, S. 27: Keine Aids-Ansteckung im Haushalt, unter Berufung auf Ausführungen im New England Journal of Medicine, Band 314, A 344 und 380; ebenso Der Spiegel, Nr.10, v. 3. März 1986, S. 232 f.: Epidemie der Angst.
H. Rasokat/L. Häussermann, o. Fn. 4, S. 39; R. Gross, o. Fn. 1, S. 473. Möglicherweise sogar noch später - 7 Jahre oder mehr - vgl. AIDS-Forschung (AIFO) 1986, 161.
Der wachsenden Bedeutung der AIDS-Problematik trug der Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit des Deutschen Bundestages mit einer Sachverständigen-Anhörung am 19. März 1986 Rechnung.
Vgl. etwa Frankfurter Allgemeine Zeitungv. 30. Januar 1985, S. 29: Aids-Erreger genetisch entschlüsselt; ferner Süddeutsche Zeitungv. 4. Juli 1985, S.32: Unbekanntes Gen in AIDS-Virus; J.-C. Cherman, in: N. Kathke,o. Fn. 1, S.50, 51,,… in der Zwischenzeit die genetische Struktur der AIDS hervorrufenden Viren bekannt…“.
S. für das Zivilrecht Soergel-Zeuner, BGB, 11. Aufl., 1985, § 823, Rdnr. 22; für das Strafrecht H. J. Hirsch, in: LK, StGB, 26. Lieferung, 1981, § 223, Rdnr. 11; ebenso für Geschlechtskrankheiten Dreher/Tröndle, StGB, 42. Aufl., 1985, § 223, Rdnr. 6; so nun auch der Bayer. Staatsminister der Justiz G. Lang: Strafrechtliche und strafprozessuale Aspekte des AIDS-Problems, sub 2., in: AIDS-Forschung (AIFO) 1986, Heft 3 und M. Teichner, NJW 1986, 761 f., sub III, sowie E. Deutsch, NJW 1986, 757 ff., 757 und 758.
Hierzu N. Kathke, o. Fn. 1, S.33 ff.; ferner L. G. Leky, Aids: Bleibt „Safer Sex“ ein frommer Wunsch? in: Der Spiegel, Nr. 2, v. 6. Januar 1986, S. 161 ff.
N. Kathke, o. Fn. 1, S. 33 ff.; H. Rasokat/L. Häussermann, in: G. K. Steigleder, o. Fn. 1, S. 37, 43: „Nur ein Verzicht auf Sex ist sicherer Sex“.
Die komplementären Begriffe Krankheit und Gesundheit enthalten neben anderen auch eine soziale Komponente, da die jeweilige Gesellschaft definiert, was gesund und was krank ist. Daher ist es legitim und sogar notwendig, über den körperlichen Befund hinaus zu ermitteln, welche Phänomene von der Umwelt als krank eingestuft und behandelt werden; zum Krankheitsbegriff vgl. nur K. E. Rothschuh, Der Krankheitsbegriff, in: K. E. Rothschuh, Was ist Krankheit?, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt, 1975, S. 397 ff. Die Gefahr der Diskriminierung hebt auch R. Haas, o. Fn. 1, S.18, hervor. I. ü. droht dem Arzt bei verweigerter Behandlung ein Strafverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung, § 323 c StGB; da er sich vor einer Ansteckung genügend schützen kann, ist ihm die Behandlung zumutbar.
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Eberbach, W. (1986). Das AIDS-Virus. In: Rechtsprobleme der HTLV-III-Infektion (AIDS). MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09705-2_1
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