Zusammenfassung
Im folgenden wird der Versuch unternommen, die aus der Literatur bekannten Kenntnisse zur Anamnese auf den Schmerzpatienten und auf die Besonderheiten seines Störungsbildes anzuwenden. Dabei wird unter Verwendung methodologischer Argumente auch der Stellenwert der Anamnese als qualitativer Methode herausgearbeitet. Dem traditionellen Verständnis dieses Ansatzes in der medizinischen Praxis werden hier stärker die sozialwissenschaftlich bedeutsamen Aspekte der Anamnese gegenübergestellt. Es kann deutlich gemacht werden, daß die Anamnese eine überaus elaborierte Methode ist, an deren Ausbildung im Studium größere Anforderungen zu stellen sind.
Kein anderer als derArzt — bei aller objektiv betrachtender Haltung — beobachtet das Leiden am Schmerz aus solcher Nähe.
Zugleich ist mit dieser unmittelbaren Nähe die Gefahr gegeben, daß erden Zusammenhang des Schmerzes mit den Bedingungen seines (ärztlichen) Handelns nicht überblickt. Darum braucht er Einsicht in die Tatsache, daß der Begriff „Schmerz“ eine Abstraktion ist,... (daß er)für sich keine kompakte Existenz hat, sondem nur der gemeinsame Faktor ist, unter dem man eine Vielzahl spezifischer Empfindungen ordnet.
Auf diese Ordnung (der Schmerzempfindungen) ist er besonders dann angewiesen, wenn sich ein äußerer Schmerzreiz gar nicht auffinden läßt. Weder ist der Schmerz einer Noxe fest zugeordnet, noch löst ein und derselbe schädliche Reiz bei verschiedenen Menschen gleiche Schmerzerlebnisse aus.
Wenn aber die Noxe zur Erklärung des Schmerzes nicht genügt, was ist dann die Schmerzbedingung? Unter welchen Bedingungen wird ein Reiz schmerzwirksam? Die Beantwortung dieser Frage bildet gerade den Kern der Schmerzproblematik.
Paul Ridder (1979) Die Sprache des Schmerzes
Ich bin der Landesversicherungsanstalt Westfalen (LVA Münster), aus deren Mitteln diese Arbeit gefördert wurde, sehr zu Dank verpflichtet.
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Berwald, H.G. (1990). Die Anamnese des Patienten mit chronischen Schmerzen. In: Basler, HD., Franz, C., Kröner-Herwig, B., Rehfisch, H.P., Seemann, H. (eds) Psychologische Schmerztherapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09595-9_11
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