Zusammenfassung
Psycho dramatische Prozesse verstehen sich als Anstöße zu einer Veränderung des Verhaltens, der Bewertungen, der Kommunikation in der Familie oder im Team usw. und jede Praktikerin kennt das Phänomen, dass dieser Veränderungsprozess phasenweise nicht so reibungslos fortschreitet, wie man es erwartet hätte. Klienten stellen die Ziele oder Methoden der Arbeit in Frage, weichen der Leiterin (und sich selbst?) aus, schweigen oder erscheinen nicht zu den vereinbarten Terminen. In Trainingsmaßnahmen gelernte Methoden werden in der Praxis nicht angewendet, in Workshops getroffene Entscheidungen nicht umgesetzt. Diese Phänomene, die man als Widerstand gegen Veränderung oder kurz als Widerstand bezeichnet, sind Thema dieses Kapitels. Wir werden zunächst einige Manifestationen derartiger Widerstandsphänomene beschreiben, um dann Deutungsmöglichkeiten und Möglichkeiten der Widerstandsbearbeitung zu diskutieren.
»Wir reißen dem Protagonisten nicht die Wände ein, wir versuchen einfach an den verschiedenen Türen, welche sich öffnen« (Moreno, o. A., zitiert nach Petzold, 1978, S. 2778).
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Weiterführende Literatur
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von Ameln, F., Gerstmann, R., Kramer, J. (2004). »Widerstand« gegen Veränderung. In: Psychodrama. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09566-9_20
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