Zusammenfassung
Historisch gesehen begann die Entwicklung der Krankenhaushygiene in der Geburtshilfe, v. a. als Semmelweis in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts seine Erkenntnisse aus sorgfältiger klinischer Beobachtung in die Praxis umsetzte und damit innerhalb kurzer Zeit die mit dem Kindbettfieber verbundene Müttersterblichkeit (die hauptsächlich durch ein Übermaß an ärztlicher Intervention verursacht worden war) dramatisch senken konnte [286]. Die durchschnittliche jährliche Müttersterblichkeit, für die in der Mehrzahl der Fälle das durch A-Streptokokken verursachte Kindbettfieber verantwortlich war, betrug ab der Mitte des letzten Jahrhunderts in den meisten Ländern Europas und in den USA mindestens 4–5 Todesfälle pro 1000 Lebendgeburten, überraschenderweise aber blieben diese Zahlen seit dieser Zeit bis in die Mitte der 30er Jahre unseres Jahrhunderts nahezu unverändert [285, 286, 288]. Erst seit ca. 1935 kam es zu einem stetigen Rückgang der Müttersterblichkeit, wozu zum einen die Einführung der Sulfonamide (und später Penicillin) in die Therapie beigetragen hat, aber auch säkuläre Veränderungen der A-Streptokokken-Virulenz eine nicht unerhebliche Rolle spielten [287, 288]. Heute liegt die Müttersterblichkeit in der BRD bei ca. 8 Todesfällen pro 100 000 Lebendgeburten [285]. Man ist sich jedoch nicht bewußt, daß im Vergleich zu heute Frauen, die Anfang der 30er Jahre schwanger waren, ein 5ofach höheres Risiko hatten, im Kindbett zu sterben [288]. Für diese langanhaltenden konstant hohen Sterblichkeitsziffern kann in erster Linie eine krasse Ignoranz der geburtshilflich tätigen Ärzte verantwortlich gemacht werden, die nicht bereit waren, die Erkenntnisse über Entstehung und Prävention von Infektionen zu beachten [285, 286, 288]. Obwohl die Infektionskontrolle gerade in der Geburtshilfe eine so bedeutende Rolle gespielt hat, zeigen auch heute Gynäkologen und Geburtshelfer nur selten Interesse an Infektiologie.
Sowohl in der Gynäkologie als auch in der Geburtshilfe sind Harnwegsinfektionen und postoperative Infektionen im Operationsgebiet die häufigsten krankenhauserworbenen Infektionen (Tabelle 27.1) [140]. Die Maßnahmen zur Infektionskontrolle in der Gynäkologie entsprechen weitgehend denen in anderen operativen und nicht operativen Fachgebieten, in der Geburtshilfe gibt es jedoch einige Besonderheiten. Im folgenden werden nur die Fragen behandelt, die in anderen Bereichen der Medizin keine Rolle spielen. Für alle anderen hygienisch relevanten Aspekte der Patientenversorgung kann somit auf die fachübergreifenden Kapitel verwiesen werden.
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Kappstein, I. (1997). Prävention von Infektionen in Geburtshilfe und Gynäkologie. In: Daschner, F. (eds) Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09401-3_27
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