Erfassung nosokomialer Infektionen

Zusammenfassung

Erfassung nosokomialer Infektionen bedeutet eine systematische und zeitlich begrenzte oder kontinuierliche Überwachung des Vorkommens und der Verbreitung von Infektionen im Krankenhaus sowie der Ereignisse oder Umstände, die das Risiko nosokomialer Infektionen erhöhen oder erniedrigen. Mit der Erfassung verbunden sein muß eine regelmäßige Analyse der erhobenen Daten und die Weitergabe dieser Daten an das in der Patientenversorgung tätige ärztliche und Pflegepersonal.

Ob die Erfassung nosokomialer Infektionen ein wirksames Instrument für die krankenhaushygienische Qualitätssicherung sein kann, muß aus verschiedenen Gründen in Zweifel gezogen werden. Zum einen werden von verschiedenen Personen unterschiedlich viele Infektionen aufgezeichnet, selbst wenn gleiche Erfassungskriterien für die Definition einer nosokomialen Infektion zugrundegelegt werden, d.h., die interindividuellen Unterschiede zwischen den Erfassern sind z. T. groß und nicht kalkulierbar. Zum anderen sagen selbst korrekt und reproduzierbar erhobene Infektionsraten noch nichts über den hygienischen Allgemeinzustand einer Klinik oder einer einzelnen Abteilung aus, d. h., eine niedrige Infektionsrate weist nicht notwendigerweise auf einen guten hygienischen Standard hin und umgekehrt. Denn es ist ganz wesentlich, bei der Erfassung nosokomialer Infektionen auch die exogenen und endogenen Risikofaktoren der Patienten zu berücksichtigen, weil nur so überhaupt Vergleiche innerhalb eines Krankenhauses oder zwischen verschiedenen Krankenhäusern zulässig sind.

Dies sind die Hauptgründe, die die Erfassung nosokomialer Infektionen als Qualitätssicherungsinstrument ungeeignet erscheinen lassen, ganz abgesehen davon, daß die Aufgabe einer solchen Erfassung die personelle Kapazität auch der gut ausgestatteten Krankenhaushygieneabteilungen übersteigen würde, somit zuwenig Zeit für das Hygienepersonal bleiben würde, seine wesentlichen Aufgaben zu erfüllen.