Zusammenfassung
Eine sich systemisch verstehende Familienmedizin verzichtet darauf, die Familie als verursachenden Faktor für eine Erkrankung anzusehen. Gleichzeitig ist jedoch eine Krankheit, v a. eine chronische Erkrankung, in unserer Gesellschaft, in unserer Kultur, nicht denkbar ohne die kommunikativen Umwelten, die sich um die Krankheit herum entwickelt haben. Damit rücken Begriffe wie Muster und Kontext in den Vordergrund: in der gemeinsamen Entwicklung von körperlichen, von kommunikativen und von Bewusstseinsprozesen haben sich im Laufe der Zeit Muster entwickelt und diese wiederum sind eingebettet in spezifische Kontexte, denn es wird sowohl innerhalb der Familie, als auch im Behandlungssystem und in der Fachwelt über Krankheit nachgedacht, gesprochen und das heiβt: kommuniziert. Die Art und Weise wie in diesen Kontexten gesprochen wird, ist der Ausgangspunkt systemischer Arbeit in diesem Bereich: es geht zunächst um die Klärung unterschiedlicher Kontexte und der unterschiedlichen Auftragskonstellationen, die sie mit sich bringen. Im nächsten Schritt erfolgt eine Klärung und ggf. Veränderung der Beschreibungen, die von verschiedenen Personen über die Krankheit, ihre Ursachen und ihre Bedingungen vorgenommen werden. Schlieβlich müssen die verschiedenen Beschreibungen auf eine Weise zusammengeführt werden, dass sich zwischen Patient, Familienangehörigen und Behandlern eine möglichst gute Kooperationskultur entwickelt. In allen Schritten ist eine breite Palette möglicher Interventionsformen einsetzbar, wie sie in der systemischen Therapie und Familientherapie entwickelt wurden. Dieser „Werkzeugkasten“ wird in dem Kapitel ausführlich vorgestellt.
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von Schlippe, A., Theiling, S. (2002). Chronische Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters. In: Wirsching, M., Scheib, P. (eds) Paar- und Familientherapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-09174-6_24
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