Neue Möglichkeiten der medikamentösen Tumorbehandlung

Zusammenfassung

In den vergangenen Jahren hat sich das Wissen um zellbiologische und molekularbiologische Vorgänge sprunghaft erweitert. Es wird sogar von einer „neuen Biologie“ gesprochen. Für die Onkologie sind im Hinblick auf neue Behandlungsmöglichkeiten mehrere Aspekte dieser Entwicklung wichtig:

• Immunologie: Die Struktur und Funktion der Immunglobuline (Antikörper) ist schon länger bekannt. In der Onkologie sind sie zum Nachweis der Tumormarker in diagnostischem Einsatz. Therapeutisch wird ihre Verwendung als sog. Immuntoxine geprüft (s. unten). In den letzten Jahren konnten nun auch die Botenstoffe der zellgebundenen Immunität, sog. Zytokine, isoliert und zum Teil auch bereits therapeutisch eingesetzt werden.

• Onkogene und Wachstumsfaktoren: Das neue Wissen über die Rolle der Onkogene und Wachstumsfaktoren bei der Tumorentstehung (s. Kap. 3) ermöglicht Spekulationen, wie diese therapeutisch beeinflußt werden könnten. So bestehen bereits Vorstellungen darüber, wie pathologisch aktivierte Onkogene deaktiviert („abgeschaltet“) oder fehlende Antionkogene (Tumorsuppressorgene) repariert werden könnten. Bis zum therapeutischen Einsatz entsprechender Substanzen an tumorkranken Menschen ist aber noch ein weiter Weg zurückzulegen.

• Molekular- und Gentechnologie: Die Methoden der Molekular- und Gentechnologie machen es möglich, daß Substanzen wie Zytokine, Wachstumsfaktoren oder Antikörper, die im Körper nur in geringen Konzentrationen vorkommen, isoliert und in genügenden Mengen für diagnostische oder therapeutische Zwecke zur Verfügung gestellt werden können.

Im folgenden werden einige neuere medikamentöse Behandlungsmethoden aufgeführt, die bereits im klinischen Einsatz stehen. Mit wenigen Ausnahmen können ihre Indikationen jedoch noch nicht als gesichert gelten.