Zusammenfassung
Den Effekt makrostruktureller Schädigungen des Gehirns (Hirninfarkt, Schädel-Hirn-Trauma, zerebrale Neoplasmen etc.) auf Kognition, Motivation, Emotion und Verhalten zu erfassen, ist Tradition der Neuropsychologie. Mikrostrukturelle oder gar funktionelle Beeinträchtigungen des Gehirnes waren lange Zeit nicht fassbar und daher der korrelativen Betrachtung der Neuropsychologie entzogen. Daher wurden die kognitiven, motivationalen, emotionalen und behavioralen Veränderungen, die bei psychischen Störungen auftreten, weitgehend ohne Bezugnahme auf zerebrale Prozesse erklärt. Unbeantwortet blieb daher auch die Frage, ob es sich bei Schizophrenie, Depression, Angst- und Zwangsstörung etc. um Struktur- und Funktionsstörungen des Gehirnes handelt. Die Vernachlässigung zerebraler Prozesse wurde lange Zeit durchgehalten, obwohl es erste neuropsychiatrische Ansätze bereits im 19.Jahrhundert gab. Hierbei denke man an Wilhelm Griesinger, der bereits zu dieser Zeit »die Geisteskrankheiten als Gehirnkrankheiten« bezeichnete. Die Psychiatrie und klinische Psychologie des 20.Jahrhunderts bedienten sich hingegen psychodynamischer, lern- oder milieutheoretischer Erklärungen psychischer Störungen. Obwohl behavioristische, mentalistische und idealistische Krankheitskonzepte in ihrem theoretischen Gehalt sehr unterschiedlich sind, ähneln sie einander darin, dass ihre Anwendung auf psychische Störungen zu einem Neglekt für zerebrale Prozesse geführt hat.
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Literatur
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Lautenbacher, S., Gauggel, S. (2004). Einführung. In: Lautenbacher, S., Gauggel, S. (eds) Neuropsychologie psychischer Störungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-08959-0_1
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