Raumfordernde intrakranielle Prozesse

Zusammenfassung

Raumfordernde intrazerebrale Prozesse führen beim Erwachsenen früher oder später zum allgemeinen Hirndruck mit psychopathologischen und neurologischen Symptomen und, wenn der Prozeß nicht erkannt oder nicht erfolgreich behandelt wird, zum Tod durch Einklemmung des Hirnstamms im Tentoriumschlitz oder der Kleinhirntonsillen im Hinterhauptsloch. Diese Entwicklung wird nicht nur bei blastomatösen Prozessen beobachtet. Es ist begrifflich falsch, Tumor und „Raumforderung“ sprachlich synonym zu verwenden, wie bei Besprechung der nichttumorösen raumfordernden Prozesse deutlich wird. Die lokalisatorische Unterteilung in supratentorielle und infratentorielle Tumoren schließt eine Aussage über sehr unterschiedliche Verlaufsdynamik ein: In der hinteren Schädelgrube, die vom Tentorium cerebelli abgedeckt ist, entwickelt sich sehr rasch Druck.

Die Tumoren werden nach ihrer histologischen Klassifizierung in Symptomatik und Verlauf beschrieben. Die diagnostische Wertigkeit von CCT und MRT ist unterschiedlich. Die zerebrale Angiographie kann charakteristische Befunde ergeben.

Die Behandlung ist in erster Linie operativ. Die moderne Mikroneurochirurgie ist auch bei Tumoren in früher inoperabler Lokalisation erfolgreich. Strahlentherapie wird, je nach Art und Lokalisation des Tumors, als konventionelle externe Bestrahlung oder als stereotaktische Implantation von Strahlern eingesetzt, der eine Biopsie vorangeht.

Generell soll die Entscheidung gegen die chirurgische Therapie erst nach einer Biopsie fallen, damit nicht Granulome oder Abszesse bestrahlt werden. Andere therapeutische Verfahren sind die medikamentöse Behandlung des Hirnödems, liquorableitende Operationen und die systemische oder intrathekale Gabe von Zytostatika. Diagnose und Behandlung von raumfordernden intrakraniellen Prozessen werden am besten interdisziplinär (Neurochirurgie , Neuroradiologie, Neurologie, Strahlentherapie, Onkologie) vorgenommen.