Zusammenfassung
Die Erkenntnis, daß wir nicht so frei sind, wie wir uns fühlen, und daß manche angeborenen Neigungen in einer Zeit der Überbevölkerung, Umweltzerstörung und Massenvernichtungsmittel ihre ursprüngliche Nützlichkeit verloren haben, sollte uns besonders kritisch gegenüber unserem eigenen Wollen und Tun machen. Ich benutze absichtlich das Wort »wir«, denn die Aufforderung zur Selbstkritik kann jeder nur an sich selbst stellen. Das haben die Religionen schon immer gepredigt. Ihre wichtigsten Forderungen wurden als göttliche Gebote empfunden und verkündigt und haben die Beziehungen zwischen den Gläubigen erleichtert und dadurch vielerlei soziale Strukturen langfristig stabilisiert, indem sie dem »natürlichen« Familienegoismus und der angeborenen Selbstsucht Grenzen setzten, die von der Mehrzahl der Gläubigen — wenigstens im Prinzip — anerkannt wurden. Klar formulierte Dogmen und göttlich sanktionierte Strafen unterstützten und unterstützen diesen Einfluß.
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Martin, H. (1992). Wie läßt sich mit der eigenen Unvernunft leben?. In: Menschheit auf dem Prüfstand. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-08660-5_36
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