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Produktionsprogrammentscheidungen

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Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

Zusammenfassung

Die Paper Systems AG ist ein größeres Unternehmen in der Papierindustrie. Es erzeugt insbesondere hochwertiges Kopierpapier, Fotopapier sowie hochglänzendes Papier für Werbezwecke und Zeitungsmagazine. Seit drei Jahren läuft im Unternehmen ein Projekt, das auf die Verbesserung der Qualität des Papiers zielt und dessen wesentlicher Ausfluß in der Installierung einer eigenen Stelle für eine elektronische Endkontrolle vor einem Jahr bestand. Durch diese Endkontrolle wird jede Rolle Papier geschickt, die das Unternehmen verläßt. Tatsächlich konnten in der Folge aufgrund der Messungen etliche Informationen über Qualitätsmängel in der Fertigung entdeckt und behoben werden.

Mit allen drei Produktgruppen erzielt die Paper Systems AG relativ hohe Deckungsbeiträge, da die Produkte im Segment “hohe Qualität und hohe Preise” angesiedelt sind. Den höchsten Deckungsbeitrag pro Tonne erzielt Fotopapier, gefolgt von Kopierpapier und dem hochglänzenden Papier. Da die Produktionskapazität relativ hoch ist, kommt es zu keinen Engpässen; die Produkte werden mit ihren erwarteten jährlichen Absatzmengen produziert.

Die neue Endkontrollstelle wurde aus damaliger Sicht ebenfalls ausreichend dimensioniert. Infolge einer unvorhergesehenen Absatzausweitung kam es vor kurzem aber erstmals zu einem Engpaß in dieser Endkontrollstelle. Das Papier staute sich vor dieser Stelle. Der Produktionsleiter Wolfgang Wesnig ruft in der Controlling-Abteilung an. Denise Springer ist selbst am Apparat. Wesnig bittet sie, möglichst rasch Vorschläge zur Bereinigung dieser Situation zu machen.

Am nächsten Morgen betritt Denise das Büro von Wolfgang Wesnig. Wesnig ist beeindruckt — von der Schnelligkeit, mit der die Controlling-Abteilung arbeitete, und natürlich wieder einmal von Denise’s modischem Outfit. Denise beginnt: “Wir könnten eine ganze Menge machen. Ich bin davon ausgegangen, daß wir auf die Qualitätstests nicht verzichten können. Eine schlechte Rolle, und wir haben Probleme mit unserem selbst gesetzten Anspruch, daß wir nur beste Qualität liefern. Außerdem wird sich die Situation kurzfristig nicht wieder einspielen, die Absatzmenge wird unseren Prognosen zufolge immer über der Kapazität der Endkontrolle liegen.” Wesnig nickt zustimmend. Denise fährt fort: “Kurzfristig sollten wir sofort die Produktion entsprechend einschränken. Ich schlage dazu vor, die Produktion von Fotopapier herunterzuschrauben.” Wesnig ist entsetzt: “Aber das ist doch das Produkt mit dem höchsten Deckungsbeitrag, unser liebstes Stück!” “Das war einmal”, sagt Denise. “Bei einem Engpaß wird alles anders: Fotopapier braucht in der Endkontrolle am längsten, und zwar weit länger als das, was durch seinen hohen Tonnen-Deckungsbeitrag wieder hereinkommt.”

“Das verstehe ich nicht”, gibt Wesnig zu. Denise denkt, “Das habe ich mir gedacht”, und sagt laut: “Die Idee ist einfach die: wenn ein Engpaß auftritt, muß man diesen bestmöglich auslasten. Am besten stellen Sie sich das folgendermaßen vor: Sie verkaufen nicht mehr Fotopapier, Kopierpapier und Hochglanzpapier, sondern Stunden der Endkontrolle. Das, was Sie für eine Stunde Endkontrolle bekommen, hängt von der Belegung mit dem Produkt ab.” Wesnig schüttelt den Kopf, meint aber: “Wie dem auch sei; probieren wir es halt auf Ihre Art. Ich hoffe nur, daß das auch wirklich funktioniert.” Denise beruhigt: “Kein Problem. Sie werden sehen, ich habe recht.”

Dann fährt sie fort: “Wir haben aber auch noch eine andere Möglichkeit geprüft. Glauben Sie, wäre es möglich, einen Teil der Endkontrolle sozusagen außer Haus zu geben? Ich könnte mir vorstellen, die TQSystems könnte in wenigen Tagen einspringen und unsere Endkontrolle entlasten. Es ist nur eine Frage des Preises” Wesnig ist nicht überzeugt: “Ich fürchte, die würden zu lange brauchen, um unseren Qualitätsstandard einigermaßen zu gewährleisten. Wir haben auch lange genug experimentiert und getestet.” “Also gut, das fällt dann als kurzfristige Ausweichmöglichkeit aus. Aber mittelfristig müßte das doch eine sinnvolle Alternative sein. Ich werde, wenn Sie einverstanden sind, einmal mit Herrn Weber von TQSystems über deren Preisvorstellungen sprechen. Damit kann ich die Auswirkungen auf unser Produktionsprogramm kalkulieren.” “Wieso wirkt sich das auf das Produktionsprogramm aus? Wir brauchen doch nur genügend nach außen zu geben, und schon haben wir wieder hinreichend Kapazität.” fragt Wesnig Denise. Diese antwortet: “Das Ganze hängt von der Differenz der Kosten, wenn wir den Auftrag an TQSystems geben, und unseren eigenen Kontrollkosten ab. Es könnte sein, daß es ein Produkt gibt, das von TQSystems kontrolliert werden sollte, das aber wegen deren Kosten dann keinen positiven Deckungsbeitrag mehr bringt. Allerdings ist das wegen unserer hohen Deckungsbeiträge nicht wahrscheinlich.” Wesnig bewundert Denise (Was die alles weiß!).

Denise ist aber noch nicht fertig. “Mittelfristig sollten wir natürlich auch überlegen, den Engpaß zu beseitigen, indem wir die Kapazität der Endkontrollstelle aufstocken. Dabei ist aber wieder das Problem, Sie kennen diese Geschichte, daß eine neue Anlage wieder zuviel Kapazität hat. Und teilbar ist sie nicht.” Wesnig erinnert sich noch lebhaft an die diesbezüglichen nächtelangen Sitzungen bei der Planung der Endkontrollstelle. Nachdem Denise geendet hat, beeilt sich Wesnig, die Produktionseinschränkung des Fotopapiers anzuordnen.

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Ewert, R., Wagenhofer, A. (1995). Produktionsprogrammentscheidungen. In: Interne Unternehmensrechnung. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-07987-4_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-07987-4_3

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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