Zusammenfassung
Die medikamentöse Vorbereitung von Patienten auf Narkose und Operation geht auf Schneiderlinn [23] zurück, der im Jahre 1900 erstmals die Kombination von Morphin und Skopolamin anwandte, um heute noch gültige Ziele der Prämedikation — Vermeidung von Angstzuständen und adrenalininduzierten Nebenwirkungen, Erleichterung der Narkoseeinleitung und -führung sowie Vagusdämpfung — zu erreichen. Heute gehört die zeitgerechte Prämedikation operativ zu versorgender Patienten zur obligaten anästhesiologischen Routine. Die Vielzahl zur Verfügung stehender Substanzen mit sedierenden, analgetischen, antiemetischen, vagolytischen Wirkungen und Antihistamin-Eigenschaften unterschiedlicher Stärke und Dauer gibt die Möglichkeit, den angestrebten Zielen in der Prämedikation möglichst nahe zu kommen. Diese richten sich nach psychischer und physischer Ausgangslage des Patienten, nach Länge und Ausmaß des geplanten Eingriffs sowie nach evtl. angestrebter über den Operationszeitraum reichender Langzeitwirkung. Selbst bei exakt gewichtsbezogener Dosierung ist der klinische Effekt beim einzelnen Patienten schwer vorauskalkulierbar auf Grund der in Ausprägung und Art oft unterschiedlichen Wirkung der Medikamente. In der anästhesiologischen Routine hat sich deshalb eine gewisse Standardisierung der Prämedikation durchgesetzt, die jedoch der Situation einzelner Patienten nicht immer gerecht wird. Auch die Vielzahl der in jüngster Zeit durchgeführten Erprobungen von Substanzgemischen für die Prämedikation weist auf die immer noch bestehende Unsicherheit über die geeignetste Art dieser anästhesiologischen Maßnahme hin. Die exakte Wirkungsbeurteilung der benutzten Prämedikation — gerade auch die ihrer Einzeleffekte — wird weiter erschwert durch Einflüsse der folgenden Narkose und Operation und unterbleibt häufig auch aus Gründen der fehlenden anästhesiologischen Beobachtung in der postoperativen Phase. Es erscheint deshalb erforderlich, eine möglichst genaue klinische Beurteilung üblicher Prämedikationsmaßnahmen mit einer objektiven Untersuchungsmethode über Wirkungsweise und Stärke der verwendeten Substanzen zu kombinieren. Da vorwiegend die zentralen Wirkungen der zur Prämedikation benutzten Medikamente zur Diskussion stehen, erscheint das EEG als objektives Untersuchungsverfahren für die Fragestellung geeignet. Zu erwarten sind hiervon sowohl generelle Aussagen über die Art der durch die jeweilige Substanz hervorgerufenen Funktionsänderungen des Gehirns als auch über das Eintreten und die Stärke dieser Veränderungen im Einzelfall. Aus individuellen Abweichungen können dann unter Wertung der Ausgangsparameter möglicherweise Rückschlüsse auf eine adäquate Dosierung bzw. Medikamentenwahl für andere Patienten mit gleicher Konstellation gezogen werden.
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Pichlmayr, I., Lips, U., Künkel, H. (1983). Prämedikation. In: Das Elektroenzephalogramm in der Anästhesie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06460-3_5
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