Zusammenfassung
Wegen eines regionalen Jodmangeis in der Ernährung gilt Deutschland als Endemiegebiet für Schilddrüsenerkrankungen. Die Operationen an der Schilddrüse mit etwa 100.000 Eingriffen pro Jahr zählen zu den vier häufigsten in der Allgemeinchirurgie. Die Indikation zur chirurgischen Therapie wird am häufigsten gestellt bei gutartiger, nodöser Struma mit Euthyreose wegen nicht aussichtsreicher Rückbildung unter Hormonbehandlung, mechanischer Beeinträchtigung, vor allem der Atmung oder auch Gefahr der Bösartigkeit. Neben der Befundeinschätzung aufgrund anamnestischer Angaben und klinischer Untersuchung umfaßt die Diagnostik zur Funktionsbeurteilung die Bestimmung von Schilddrüsenhormonkonzentrationen im Blut und die Szintigraphie, zur morphologischen Beurteilung der Schilddrüse den Ultraschall und in besonderen Fällen den Nachweis von Autoantikörpern und Tumormarkern (Thyreoglobulin, Kalzitonin und CEA) im Serum. Die Operationsstrategie folgt keinem starren Schema, orientiert sich vielmehr an morphologischen Veränderungen der Drüse, an Funktionsstörungen oder der geforderten Radikalität bei bösartigen Erkrankungen. Das Letalitätsrisiko ist heute praktisch zu vernachlässigen; die eingriffstypischen Komplikationen wie Stimmbandlähmung oder Funktionsverlust der Nebenschilddrüsen rangieren zwischen 0,5 und 3 %. Die Nachbehandlung trägt Sorge für Rezidivprophylaxe, bei ausreichend erhaltenem Schilddrüsengewebe mit Jodverordnung, andernfalls durch Schilddrüsenhormongabe von 75–150 μg/die. Bei Schilddrüsenkarzinomen der histologisch differenzierten Typen (papillär, follikulär) mit insgesamt günstiger Prognose schließt sich in der Regel eine Radiojodtherapie an, in anderen Fällen ist über ergänzende perkutane Bestrahlung zu entscheiden.
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Röher, H.D. (2001). Schilddrüse. In: Allgöwer, M., et al. Chirurgie. Springer Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06245-6_22
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