Zusammenfassung
Was ist Leben? Wohl kaum eine Frage bewegte den Wissensdrang des Menschen aller Zeiten mehr als die Definition dieses Phänomens, die Ursache seines eigentlichen Seins. Trotz einer Fülle biologischer Erkenntnisse, die von Aristoteles ihren Ausgang nahmen und die gegenwärtig lawinenartig anschwellen, gelingt es uns jedoch auch heute nicht, „Leben“ exakt zu definieren. Ja, man könnte sogar gerade das Phänomen Leben umgekehrt dadurch definieren, daß es sich jeder umfassenden Definition entzieht und möglicherweise immer entziehen wird. Wenn es schon nicht möglich ist, Leben exakt wissenschaftlich zu definieren, so vermögen wir doch das Leben an seinen Lebensfunktionen zu erkennen: am Stoffwechsel, am Wachstum, an der Bewegung, der Vermehrung und Vererbung. All diese Funktionen des Lebens existieren jedoch nicht frei im Raum oder frei in der Materie, sondern sie sind an Organismen gebunden. Die außerordentliche Mannigfaltigkeit aller Organismen ist aber das Ergebnis einer differenzierten Anordnung von im Grundbauplan einheitlichen Bauelementen, die als die kleinsten funktionsfähigen Einheiten des Lebens angesehen werden können, nämlich von Zellen. Die Erkenntnis der Zelle als kleinste strukturelle Einheit eines Organismus reifte in den Jahren zwischen 1830 und 1840 durch die Arbeiten von Johann Evangelista Purkinje (1787 1869), Robert Brown (1773–1858); Matthias Jakob Schleiden (1804–1881) und Theodor Schwann (1810–1882), die als die Begründer der Zelltheorie angesehen werden können. Jedoch erst Rudolf Virchow (1821–1902) verhalf mit seinem berühtem Satz „omnis cellula e cellula“ im Jahre 1855 der Erkenntnis zum Durchbruch, daß die Zelle auch die kleinste Einheit der Vermehrung darstellt. Durch die Ergebnisse der modernen Molekularbiologie gelingt es uns heute mehr und mehr, bestimmten Lebensfunktionen definierte Zellstrukturen zuzuordnen. So kann man heute die Zelle als kleinste Einheit der Struktur, der Vermehrung und der Funktion ansehen. Die Zelle ist die universelle Grundform der biologischen Organisation — die kleinste Einheit, an der sich alle Grundfunktionen des Lebensgeschehens nachweisen lassen — ein echter „Organismus“ und nicht bloß ein Teil eines solchen.
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Buselmaier, W. (1974). Allgemeine Cytologie und Ultrastruktur der Zelle. In: Biologie für Mediziner. Heidelberger Taschenbücher, vol 154. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06093-3_1
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