Zusammenfassung
Die respektvolle Begegnung mit dem Kranken gelingt nur mit empathischem Verhalten. Dieses Verhalten setzt die Befähigung zum Staunen voraus. Der einfühlende respektvolle Arzt hat sich ein Stück Kindlichkeit bewahrt; und zwar durch Neugierde in Bezug auf „Menschliches“ und auf manchmal „bizarre Lebensformen“, denen der Kranke durch seine Neurose unterliegt. Das Klima einer solchen Beziehung soll das wichtige Gefühl der Vertrautheit oder Geborgenheit in einer Welt vermitteln, in der der Kranke, trotz aller sozialen Schlagworte, isoliert und bedroht geblieben ist. Niemand kann einem anderen etwas vermitteln, an das er selber nicht glaubt. Einfühlung bedeutet, daß man dem Patienten in seinen Erscheinungen, in dem, was er mitteilt oder mitteilen möchte, ernst nimmt und aus den Worten und Symptomen zu verstehen versucht, was ihm eigentlich fehlt. Dieser Metaebene hinter jeder Erscheinung menschlichen Daseins, jeder Klage und jedem Symptom gebührt die größte Aufmerksamkeit. Es handelt sich dabei nicht um Psychotherapie im engeren Sinne, sondern um das Angebot ärztlicher und menschlicher Lebenserfahrung.
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Bartl, G. (1989). Die Auswirkungen körperlicher Berührungen auf Beziehung und Deutung. In: Reinelt, T., Datler, W. (eds) Beziehung und Deutung im psychotherapeutischen Prozeß. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06042-1_22
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