Zusammenfassung
Es ist keine Frage, daß die Mehrzahl aller Hautkranken zuerst den praktischen Arzt aufsucht, dort behandelt und auch meist geheilt wird. Dazu bedarf es manchmal also nur einer allgemein gehaltenen Diagnose und einer vorwiegend symptomatischen Therapie, die allerdings Fingerspitzengefühl voraussetzt. Zu dem Facharzt gelangen die chronischen Fälle und die Patienten mit besonderer Hautempfindlichkeit; viele vom Allgemeinpraktiker bevorzugten Methoden und Medikamente erscheinen ihm um so gefährlicher, je mehr Hautreizungen er durch sie gesehen hat; die damit geheilten Fälle sieht er freilich nicht. In den Kliniken sammeln sich die Kranken, bei denen die Ausdehnung des Leidens oder Befallensein von Händen und Füßen Gehfähigkeit und häusliche Selbst-pflege unmöglich machen. In der Therapie kann die Klinik großzügiger sein, weil sie sich weniger für die Kostenfrage interessiert, während der Facharzt mit dem Regelbetrag auszukommen hat (Regelbetrag der RVO.-Kassen 1942 RM., 4,75 im Vierteljahr). Allerdings muß er dann auf manche von dort empfohlenen Mittel verzichten. Eine besondere Schwierigkeit ergibt sich für seine Therapie daraus, daß sie ohne Berufsstörung, oft trotz schädlicher Einflüsse und in Anpassung an die soziale Lage des Patienten durchgeführt werden soll. Salben, die stark riechen oder die Wäsche beschmutzen, sind unanwendbar. Injektionen werden oft mißtrauisch abgelehnt. Dennoch darf gerade die Haut-therapie nicht in einen Nihilismus verfallen, denn unter einer indifferenten Salbenbehandlung heilen nur wenige Hautkrankheiten tatsächlich ab. Der unbedingte Wille zur Heilung muß führend sein, man sei also nicht nur vorsichtig, sondern auch angriffsbereit. Es ist bedauerlich, daß noch zu wenig Regelbehandlungen erprobt sind, die für eine bestimmte Erkrankung mit einem Mindestmaß an Kosten und Belästigung des Patienten einen möglichst hohen Prozentsatz an Erfolgen erreichen. Im Rahmen einer Regelbehandlung ist für Individualisierung noch genügend Raum.
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Keller, P. (1942). Einleitung. In: Die Behandlung der Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Sprechstunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-05530-4_1
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