Zusammenfassung
Man hat sich gewöhnt, in den Porträts genialer Menschen wichtige Dokumente ihrer Persönlichkeit zu sehen, und zwar nicht nur in dem beweglichen seelischen Ausdruck ihrer Züge, sondern ebensosehr in ihrer festen Körper- und Gesichtsform, von denen man schon in alter Zeit irgendwelche Beziehungen zum Kern ihres seelischen Wesens vermutete, als der „geprägten Form, die lebend sich entwickelt“. Denn es ist die all-gemeine und richtige Auffassung, daß das Genie als solches % geboren wird, daß es „nach dem Gesetz, wonach es angetreten“, sich vollenden muß, d. h. daß originelle geistige Höchstleistungen nur auf Grund besonderer Erbanlagen möglich sind, die sich durch große Anstrengung und günstige Milieueinflüsse zwar steigern und verbessern, aber nicht ersetzen lassen. Die Beweise dafür sind schon bei gewöhnlichen Begabungsleistungen aus der alltäglichen Erfahrung jedermann so zugänglich, daß eine Aufzählung sich erübrigt; die gelegentlich gehörten gegenteiligen Behauptungen sind nur aus dogmatischer Festgelegtheit auf bestimmte Weltanschauungen verständlich.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Kretschmer, E. (1929). Die Geprägte Form der Persönlichkeit. In: Geniale Menschen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-05517-5_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-05517-5_4
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