Skip to main content

Das Dämonische

  • Chapter
Geniale Menschen
  • 24 Accesses

Zusammenfassung

Seit von dem italienischen Nervenarzt Lombroso das geflügelte Wort : „Genie und Irrsinn“ geprägt wurde, hat sich in den Kreisen der Gebildeten im Zusammenhang mit der daraus entwickelten lebhaften Diskussion vielfach die Meinung festgesetzt, als ob die moderne Psychiatrie — man möchte fast sagen: Schuld an der Entdeckung eines seelischen Zusammenhangs, nämlich des teilweisen Zusammenhangs zwischen Genialität und Geistesstörung wäre, der viele Menschen so peinlich und folgeschwer anmutet, daß sie ihn lieber gar nicht sehen möchten. Diese Meinung ist so sehr irrtümlich, daß schon Lombroso Jahrtausende zurückliegende Beobachtungen aus der Antike über die innere Beziehung von Genialität und Geistesstörung zitieren konnte, wie die Bemerkungen des Aristoteles Y über den syrakusischen Schriftsteller, der vorzügliche Gedichte machte, solange er an Manie litt, und keinen Vers mehr schreiben konnte, sobald er wieder gesund war. Oder jene andere Stelle aus Aristoteles: „Die berühmten Dichter, Künstler und Staatsmänner leiden oft an Melancholie oder Wahnsinn, so wie etwa Ajax; aber auch neuerdings finden wir eine solche Anlage bei Sokrates, Empedokles, Plato und vielen andern, namentlich unter den Dichtern.” Andernorts wird von Seneka das Wort berichtet : „Non est magnum ingenium sine mixtura dementiae.“ Lombroso führt noch aus späterer Zeit eine Stelle des französischen Philosophen DIDEROT an, wo er sagt: „Ich vermute, diese verschlossenen und schwermütigen Männer verdankten den außergewöhnlichen, ja fast göttlichen Scharfblick, welchen man zeitweise an ihnen bemerkte, und der sie bald auf tolle, bald auf erhabene Gedanken brachte, einzig einer zeitweiligen Störung ihrer Maschine. Sie bildeten sich dabei wohl ein, eine Gottheit stiege herab, suche sie auf und wirke in ihnen. Wie nahe doch berühren sich Genius und Wahnsinn! Den einen sperrt man ein, und legt ihn in Ketten, dem anderen errichtet man Bildsäulen.” —

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Besonderer Hinweis

Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1929 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Kretschmer, E. (1929). Das Dämonische. In: Geniale Menschen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-05517-5_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-05517-5_2

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-05472-7

  • Online ISBN: 978-3-662-05517-5

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics