Die Ernährung der Pflanzen mit fertigen organischen Verbindungen

Zusammenfassung

Mit Ausnahme der zur Chemosynthese (s. oben) befähigten Mikroorganismen sind alle anderen chlorophyllfreien Pflanzen, auf eine Ernährung mit fertigen organischen Verbindungen angewiesen. Es wäre allerdings voreilig, zu behaupten (wie es manchmal in der populären Literatur gemacht wird), daß die Ernährung der chlorophyll-freien Pflanzen im Grunde der Ernährung der Tiere gleicht: in den weitaus meisten Fällen ernährt sich die chlorophyllfreie Pflanze nur mit fertigen organischen stickstoffreien Stoffen und synthesiert stickstoffhaltige Stoffe aus anorganischen N-haltigen Salzen. Der tierische Organismus ist zu einer derartigen Synthese nicht fähig; es ist festgestellt worden, daß das Tier viele Aminosäuren (Bausteine der Eiweißstoffe) auf Kosten des Ammoniaks nicht aufbauen kann, selbst wenn man ihm das fertige Kohlenstoffgerüst je einer Aminosäure in Form von entsprechenden Ketonsäuren zur Verfügung stellt ¹). Ein Tier muß also sowohl die stickstoffreien als auch die stickstoffhaltigen Nährstoffe nicht anders als in Form von fertigen organischen Verbindungen, d. i. von Kohlenhydraten und Eiweißstoffen, oder zum mindesten in Gestalt von einzelnen Bausteinen des Eiweißmoleküls, nämlich der Aminosäuren, aufnehmen. Die Ernährung der chlorophyllfreien Samenpflanzen ist noch recht wenig studiert worden; sie wird später im Zusammenhange mit dem Problem des Parasitismus besprochen werden; viel ausführlicher ist die Ernährung der niederen nicht grünen Pflanzen, nämlich der Bakterien und Schimmelpilze, untersucht, da man diese Organismen leicht in Reinkulturen, und zwar auf Lösungen von ganz bestimmter Zusammensetzung, züchten und dann mit Hilfe genauer chemischer Analysen die Bilanz sowohl eines jeden Nährmaterials, als aller Produkte des physiologischen Stoffwechsels ermitteln kann.