Zusammenfassung
In den meisten Fällen von Erkrankungen oder Verletzungen des Auges, der Sehbahn oder Sehzentren stellt die Herabsetzung der zentralen Sehschärfe den hauptsächlichen Grund der Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit dar, wobei Gesichtsfeldausfälle als mitwirkendes Moment in Erscheinung treten. Nur selten kommen Fälle vor, wo erhebliche Gesichtsfeldstörungen ohne Beeinträchtigung der zentralen Sehschärfe sich arbeitshindernd geltend machen. Da man am gemeinsamen Gesichtsfeld einen großen binokularen Teil, der vom gemeinsamen Fixationspunkt in der Horizontalen nach beiden Seiten bis zu 60° reicht, und zwei monokulare Halbmonde, die von der Grenze des binokularen nach außen bis zur absoluten Grenze des Gesichtsfeldes reichen, unterscheiden muß, ergibt sich von selbst, daß der Verlust der Sehfähigkeit des einen Auges das gemeinsame Gesichtsfeld um den monokularen Halbmond des erblindeten Auges vermindert und gleichzeitig den binokularen Sehakt in einen monokularen umwandelt, wodurch die Stereoskopie aufgehoben wird. Die durch den Verlust der Sehfähigkeit des einen Auges herbeigeführte Verminderung der Leistungsfähigkeit des Sehorgans wird zum großen Teil durch Veränderung des Gesichtsfeldes und im Gesichtsfelde bedingt. Es wird das Gesichtsfeld quantitativ kleiner und die Funktion des übriggebliebenen Restes des Gesichtsfeldes wird qualitativ verringert. Diese Einbuße an Quantität und Qualität der Sehleistung wirkt sich in einzelnen Berufen ganz verschieden aus. Im allgemeinen spielt die Verkleinerung des Gesichtsfeldes keine allzu große Rolle, sie macht sich aber dort bemerkbar, wo eine rasche Orientierung notwendig ist, z. B. bei Tätigkeit an verkehrsstarken Orten oder in Räumen mit zahlreichen in Betrieb befindlichen Maschinen.
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Lauber, H. (1944). Die Bedeutung von Gesichtsfeldausfällen für die Arbeitsfähigkeit und ihre versicherungstechnische Einschätzung. In: Das Gesichtsfeld Untersuchungsgrundlagen, Physiologie und Pathologie. Augenheilkunde der Gegenwart, vol 3. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-02235-1_9
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