Zusammenfassung
Im Interesse des leichteren Gebrauchs dieses Buches und wegen der immerhin noch recht erheblichen Verschiedenheiten in der Abgrenzung der systematischen Gruppen ist es angezeigt, an dieser Stelle eine Übersicht der systematischen Einteilung einzuschalten, welche wir in den folgenden Kapiteln zugrunde legen. Hierdurch werden Mißverständnisse verhütet und die Orientierung erleichtert. Wie leicht begreiflich, können in einer linearen Aneinanderreihung der Gruppen ihre verwandtschaftlichen Beziehungen nicht zu korrektem Ausdruck gebracht werden; dies ist nur möglich in der Form eines sich verzweigenden Stammbaums. Ebenso muß es stets in gewissem Grade dem Belieben, bzw. dem Takt des einzelnen anheimgegeben bleiben, wo er die Grenzlinien höherer Abteilungen ziehen, und auch welchen systematischen Rang er einzelnen Seitenzweigen des Stammbaumes beilegen will. Z. B. wäre es jedenfalls phylogenetisch durchaus korrekt, sämtliche vierfüßigen Wirbeltiere zu einer großen Abteilung der Tetrapoda zu vereinigen, da sie zweifellos gemeinsamen Ursprungs sind. Ebenso korrekt erscheint es aber auch, die Anamnia (Pisces und Amphibia) zu einer Gruppe zu vereinigen, im Gegensatz zu den Amniota; es hängt eben hier von dem Belieben ab, ob man die Grenzlinien tiefer oder höher zieht. Auch für die zweite Eventualität lassen sich viele Beispiele aufführen. So kann man die Gruppe der Pteropoden unter den Mollusken den Opisthobranchiaten, aus denen sie hervorgingen, unterordnen, oder kann sie auch unter höherer Bewertung ihrer besonderen Charaktere als eine neben den Opisthobranchiata stehende Gruppe ansprechen. Das gleiche gilt für das Verhältnis der Heteropoda zu den Prosobranchiata. — Eine befriedigende Übersicht des natürlichen Systems wird noch dadurch sehr erschwert, daß namentlich in neuerer Zeit die Tendenz besteht, selbst in Lehrbüchern, welche doch vor allem den derzeitigen festen Bestand der Wissenschaft darlegen sollen, durch Reformen, unter Aufstellung vieler neuer ungebräuchlicher Namen, Neues zu bieten. Ebenso wird in den Spezialarbeiten durch beständige Aufstellung neuer Namen eine große Erschwerung herbeigeführt. Auch für die. größeren systematischen Gruppen sollte man das für die Species adoptierte System konservativer Bewahrung der älteren Bezeichnungen mehr festhalten, da sonst eine verwirrende Zersplitterung unausbleiblich ist.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bütschli, O. (1921). Übersicht des Systems der Tiere mit Charakteristik der größeren Gruppen. In: Vorlesungen über Vergleichende Anatomie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-02142-2_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-02142-2_2
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-01847-7
Online ISBN: 978-3-662-02142-2
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