Zusammenfassung
Die gesamten chemischen Verbindungen, so kompliziert sie sich auch präsentieren, bauen sich durch einfaches Zusammenfügen oder durch Austausch von Elementen auf, und bedürfen wir zur Erklärung der chemischen Vorgänge einer Theorie, welche uns die Art der chemischen Vereinigung der Elemente, resp. die Art der Zersetzungen auch rechnerisch klar macht. Wie bei jeder Rechnungsart, so bedürfen wir auch hier gewisser Grössenverhältnisse, welche eine vergleichende Rechnungsarbeit ermöglichen. Zu diesem Zwecke sind die kleinsten Teilchen ermittelt worden, mit welchen sich jedes Element an chemischen Verbindungen beteiligt. Man hat gefunden, dass sämtliche Elemente in ganz bestimmten kleinsten Mengen an chemischen Verbindungen teilnehmen, und zwar der Wasserstoff mit der relativ kleinsten Gewichtsmenge, weshalb man den Wasserstoff als Grundlage oder Einheit für die übrigen Elemente angenommen hat. So ergiebt sich denn, dass das Element Wasserstoff stets mit der Gewichtsmenge von i, Sauerstoff stets mit der Gewichtsmenge von z6, Stickstoff von 14, Kohlenstoff von 12, an chemischen Verbindungen sich beteiligt, und man hat diese denkbar kleinsten Mengen der betreffenden Elemente als Atome bezeichnet. Der denkbar kleinste Teil eines Elementes ist also ein Atom, dessen Grösse wir zwar nicht so ohne weiteres definieren können; es ist gewissermassen ein Begriff; wir haben aber in der chemischen Formel, resp. in dem Symbol eine Bezeichnungsart, die uns den leeren Begriff etwas besser ausfüllt. So deutet das Symbol H z. B. nicht nur auf das Element Wasserstoff, das Symbol O nicht nur auf das Element Sauerstoff hin, sondern beide Bezeichnungsarten sind gleichzeitig Angaben für bestimmte Grössenverhältnisse, für das resp. Atom des betreffenden Elementes, für den denkbar kleinsten Teil desselben. Im freien Zustande aber ist wieder solch ein Atom nicht denkbar, es müssen da immer zwei oder mehr Atome vereinigt sein, deren Vereinigungsgrösse als Molekü1 bezeichnet wird; ebenso ist die kleinste Menge einer chemischen Verbindung ebenfalls 1 Molekül, zusammengesetzt aus zwei oder mehreren Atomen verschiedener Elemente.
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Hoffschildt, F. (1901). Atom. Molekül. In: Erster Unterricht des jungen Drogisten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-02132-3_29
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