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Part of the book series: Vorträge und Aufsätze über Entwicklungsmechanik der Organismen ((EMO,volume 32))

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Zusammenfassung

Der Begriff der »Position« oder der »Lage im Ganzen« tritt bei Driesch, soweit mir bekannt, zum ersten Male in seiner Schrift über »Die Lokalisation der morphogenetischen Vorgänge« (1899, S. 67/68) auf. Der Begriff der »Lage« soll sich danach auf die »durch Richtungen gekennzeichnete Organisation des betrachteten Objektes« beziehen. In diesem Sinne hat der Autor schon 1897 (S. 82, 85 ff.) fiktiv eine polarbilaterale Struktur des Eibaues angenommen, welche in der besonderen Orientierung der kleinsten Eiteilchen bestehen soll. Da nun, so sagt Driesch, bei dem nachgewiesenen Ausschluß äußerer Ursachen und angesichts der prospektiven Gleichheit der Eiteile nicht eingesehen werden kann, wie in dem Keim überhaupt ein örtlich lokalisiertes Geschehen eingeleitet werden könnte, so kann auf eine derartige Richtungsorganisation, welche das Ganze des Keimes betrifft, nicht verzichtet werden; sie muß auch im Experimentalfalle regulierbar sein, und die ersten in dem Keime auftretenden Differenzierungen müssen von einer solchen Organisation abhängig gedacht werden (1899, S. 43). Es besitzen somit die Keime der frühen Stadien beim Seeigel »ein insubstanziiertes Koordinatensystem«; sie besitzen aber trotz dessen nach seiner Meinung »keine aus differenten, typischen Mannigfaltigkeiten aufgebaute Struktur« (1899, S. 45). Nach dieser Darstellung sollte man eigentlich glauben, daß die fiktive Annahme einer bestimmten Richtungsorganisation des Keimes nichts anderes bedeute als die Anerkennung einer in der Totalität des Keimes gelegenen Struktur, an welcher die einzelnen Zellen einen bestimmten, immer wieder verschiedenen Anteil haben, so daß die bestrittene typische Mannigfaltigkeit unter Zellen vorhanden sein muß, von welcher her eine mechanistische Auffassung des Entwicklungsvorganges ableitbar sein könnte. Aber Driesch entschließt sich anders. Er hat die mechanistische Anschauung bereits verlassen. Die äquipotentiellen Systeme stellen Fälle vor, wo die Lokalisation des ontogenetischen Geschehens durch die uns bekannten formativen Reizarten nicht verständlich zu machen ist. Demgegenüber bedeutet es wenig, daß man sich die Lokalisation nach kausaler Art vorstellig machen kann, z. B. indem man Fernkräfte substituiert, die von dem einen Endpunkte der Achse des Keimes auf eine gewisse Distanz hin wirken usf. (S. 178). Denn die Entwicklungsvorgänge sind zweckmäßig gerichtet auf die Totalität des Endganzen, und der nicht eliminierbare vitalistische Faktor liegt in der Potenz der Elemente, womit wir bei der Entelechie angelangt sind. Der Mechanismus der Natur affiziert die Entelechie, und diese wirkt wiederum auf jenen Mechanismus zurück. Die Funktion der Lage ist demgemäß ohne die Wirksamkeit des entelechialen Faktors nicht denkbar.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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© 1923 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Heidenhain, M. (1923). Die Funktion der Lage. In: Formen und Kräfte in der Lebendigen Natur. Vorträge und Aufsätze über Entwicklungsmechanik der Organismen, vol 32. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-02124-8_6

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