Zusammenfassung
Es war Samstag den 9. März 1566 zwischen sieben und acht Uhr Abends. Maria Stuart saß in Holyroodhous, ihrem Palast zu Edinburg, mit dem Kommandeur des Schlosses und der Gräfin von Argyle, ihren natürlichen Geschwistern, und einigen anderen Mitgliedern ihres Haushaltes, worunter auch ihr Kabinetssekretär David Riccio war, in ihrem Schlafgemach beim Abendessen. Dinge von Wichtigkeit wurden besprochen. Zwei Tage vorher war das schottische Parlament eröffnet worden, durch welches Maria den Katholicismus wieder herstellen und die aufständischen protestantischen Lords verurtheilen lassen wollte. Riccio, der schlaue Piemontese, welcher früher dem Erzbischof von Turin als Sekretär gedient hatte, später mit dem Gesandten des Herzogs von Savoen nach Schottland gekommen war, hatte alle Fäden zu diesem Kabinetsstreich in der Hand. Wegen seiner guten Stimme war er auf den Wunsch der Königin aus den Diensten jenes Gesandten in die königliche Hauskapelle gekommen, hatte sich aber bald durch ganz andere Dinge als durch Psalmen und liebliche Lieder zu empfehlen gewußt. Schön war er gerade nicht; sein ernstes, unfreundliches Wesen nahm dem noch jungen Manne den Reiz der Jugend und ließ ihn älter aussehen, als er wirklich war. Aber durch seine Kenntniß der italienischen und französischen Sprache, durch seine Geschicklichkeit im schriftlichen Ausdurck, durch seine scharfe Diagnose bei diplomatischen
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Müller, W. (1876). Maria Stuart und Elisabeth. In: Historische Frauen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-02100-2_6
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