Zusammenfassung
Vor etwa too Jahren hat man das meteorologische Geschehen in mittleren Breiten der Hauptsache nach als einen Kampf zwischen kalten und warmen Luftmassen aufgefaßt und damit die Veränderlichkeit unserer Witterung zu erklären versucht. Da kalte Luft schwerer ist als warme Luft, so hat erstere eine Neigung, sich an der Erdoberfläche in den unteren Schichten auszubreiten, während die warme Luft sich in der Höhe ausbreitet. In niedrigen Breiten — etwa von 35° Nord und Süd äquatorwärts — bewegen sich die verhältnismäßig kalten Luftmassen als Passatströmungen „ordnungsgemäß“, d. h. dem größeren Gewicht der Kaltluft entsprechend, in den unteren Schichten, während die Warmluft (Antipassatströmungen) sich in der Höhe polwärts bewegt. Damit vollzieht sich der ganze Kreislauf ohne viel Störungen, d. h. die Luft massen verschiedener Temperatur bewegen sich in den Höhen, in die sie ihrem Gewicht nach gehören. In höheren Breiten aber ist die Sache ganz anders! Da haben wir in der Hauptsache kein Übereinander, sondern ein Nebeneinander der warmen und kalten Luftströme. Ein derartiges Nebeneinander ist aber in der Regel nicht mit einem Gleichgewichtszustand verträglich, sondern die verschieden temperierten Luftmassen sind untereinander in einem beständigen Kampf um die Vorherrschaft in den unteren Schichten. So hat es der Berliner Dove vor vielen Jahrzehnten gelehrt, und heute ist seine Lehre wieder zu Ehren gekommen, nachdem sie über ein halbes Jahrhundert lang in Acht und Bann getan war. In der Gegenwart ist die ganze Schulmeteorologie durch die „Lehre von den Fronten“ beherrscht, und auch in den Wetterberichten der Tagespresse wird so viel von Fronten geschrieben, daß manche Wetterberichte sich fast wie Gefechtsberichte lesen.
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Ficker, H. (1952). An der Kampffront der Luftmassen. In: Wetter und Wetterentwicklung. Verständliche Wissenschaft, vol 15. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-01490-5_5
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