Erkrankungen der Blase, der Prostata, der Hoden und Nebenhoden, der Samenblasen. Funktionelle Sexualstörungen

Zusammenfassung

Aus der täglichen Erfahrung ist bekannt, daß der aus den Nieren in die Blase zuströmende Urin in dieser angesammelt wird bis zu einem gewissen Füllungszustand, bei dem wir Harndrang spüren. Geben wir diesem Harndrang nicht nach, so hört derselbe auf, um nach einiger Zeit imperiöser wieder zu erscheinen. In der Zwischenzeit besteht das Gefühl der vollen Blase. Die Blase entleeren wir meist, wenn wir durch Auftreten dieses Dranges dazu veranlaßt werden. Wir sind aber auch imstande, diesen Akt ohne die vorherige Mahnung von der Blase aus einzuleiten. Der Harndrang ist in weiten Grenzen unabhängig von der Füllung der Blase und viel mehr durch den Tonus, die Dehnbarkeit der Blasenmuskulatur bestimmt. So fanden z. B. Genouville bei 150 mm Wasserdruck und einer Füllung von 230–250 cm³ leichten Harndrang, Frankl-Hochwart und Zuckerkandl bei 100–500 cm³ und 100–300 mm Wasserdruck leichten, und starken Harndrang bei 400–700 cm³ Füllung und 130–530 mm Druck. — Auch aus den Versuchen von Schwarz ergibt sich, daß je nach dem Tonus der Muskulatur bis zum Eintreten des Harndrangs 400–500 cm³ in die Blase eingefüllt wer den können, ohne daß der Druck über 100–150 mm Wasserdruck hinausgeht. Die sich füllende Blase besitzt eben einen erschlafften Detrusor und einen kontrahierten Sphincter.— Aus den gleichen Untersuchungen ergibt sich, daß die willkürliche Entleerung der Blase durch eine Druckerhöhung eingeleitet wird, in deren Verlauf dann die Eröffnung des Sphincters und die Miktion einsetzt, welch letztere zu Ende ist, bevor der Blasendruck zum Nullpukt abgesenken ist. — Während der Entleerung steigt der intravesicale Druck auf 400–800 mm Wasser.