Zusammenfassung
Wenn wir nach der Funktion des Privateigentums fragen, rechtfertigt die Rechtsgeschichte das Eigentum zumindest in vier Bedeutungen: Der Mensch benötigt die Herrschaft über Eigenes, um seine und seiner Familie Existenz zu sichern; um seinen zukünftigen Erwerb vorzubereiten, zu festigen und zu erweitern; um eine ökonomische Grundlage seiner freiheitlichen Entfaltung im übrigen zu gewinnen und um zur Freigebigkeit fähig zu sein. Nach diesem Eigentumsverständnis, das die griechische Rechtsphilosophie ebenso wie die Lehren bei Thomas von Aquin und die moderne Grundrechtsdogmatik kennzeichnet, ist der Eigentümer notwendig auch Mäzen. Er fördert die Kultur, indem er eigene Finanzkraft nicht nur für den eigenen, sondern auch für den gemeinen Nutzen einsetzt. Er steht an der Schnittstelle zwischen gemeinnützig handelndem Staat und privatnützig handelnder Gesellschaft und verwendet privat verfügbares Eigentum freigebig für das Gemeinwohl. Er finanziert Theater, Opernhäuser, Stücke und Kompositionen, um Kunst finanzwirtschaftlich zu ermöglichen. Er unterstützt die Wissenschaft, um Forschung und Lehre im Dienste der Gesellschaft wirksam werden zu lassen. Er fördert die Religion, um den Blickwinkel der Gesellschaft über das Politische und Wirtschaftliche hinaus zu weiten.
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Kirchhof, P. (1997). Mäzenatentum und Aufgaben des Staates — Eine historische Betrachtung zur Gegenwart —. In: Heidelberger Jahrbücher. Heidelberger Jahrbücher, vol 41. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-01162-1_16
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