Klinik der akuten und chronischen Pyelonephritis

Zusammenfassung

Die Infektion überfällt meistens Individuen in voller Gesundheit, vor allem im Winter und im Frühjahr. Die Prodromalerscheinungen sind banal. Nach einigen Stunden allgemeinen Unwohlseins, von Müdigkeit, begleitet von Kopf- und Rückenschmerzen, bei denen gelegentlich der Umgebung eine starke Blässe auffällt, beginnt der Patient zu frösteln, was sich bis zu einem Schüttelfrost steigern kann. Die Temperatur steigt unmittelbar stark an, oft über 40⁰. Sie hält sich einige Tage hoch und fällt langsam oder plötzlich ab. Dieser über mehrere Tage sich erstreckenden Fieberpause folgt aber ein neuer starker Anstieg der Temperatur, der wie der erste nach einigen Tagen wieder abklingt. Dadurch, daß solche Rückfälle sich mehrmals in unregelmäßigen Abständen wiederholen, erhält die Fieberkurve der Pyelonephritis etwas Charakteristisches. Werden während des Fieberanstieges Blutimpfungen vorgenommen, so sind nicht selten im Blut Bakterien nachweisbar und zwar die gleichen wie im Harn. Die Wiederkehr des Fiebers ist oft durch ein Wiederaufflackern der Infektion bedingt, durch eine vermehrte Bakterieninvasion oder durch Ausbreiten der Entzündung auf bisher noch gesunde Gebiete der Niere oder auf die zweite Niere. Andere Male sind die Schwankungen der Temperatur wahrscheinlich lediglich bedingt durch Schwankungen des intrapelvinen Druckes. Fieber und Verhaltung von Urin im Nierenbecken sind bei einseitiger Infektion mit klarem Blasenurin verbunden; die erneute Trübung zeigt, daß der Abfluß aus dem Nierenbecken wieder frei ist und das Fieber bald wieder abfallen wird.