Zusammenfassung
„Die Philosophie“, schrieb R. G. Collingwood, „hat die Eigentümlichkeit, daß Selbstreflexion schon ein Teil ihrer selbst ist. Die Theorie der Dichtung mag dem Dichter nützlich sein oder nicht — über die Frage gibt es Meinungsverschiedenheiten — , aber ein Teil der Dichtung ist sie nicht. Wissenschaftstheorie und Geschichtstheorie sind nicht Teile der Naturwissenschaft und der Geschichte ; wenden sich Naturwissenschaftler und Historiker diesen Dingen zu, so studieren sie sie nicht in ihrer Eigenschaft als Wissenschaftler oder Historiker, sondern in ihrer Eigenschaft als Philosophen. Die Theorie der Philosophie ist jedoch selbst ein Problem für die Philosophie — und nicht nur ein mögliches, sondern ein unumgängliches Problem, eines, das früher oder später mit Sicherheit auftaucht.“ (1) Jede Definition der Philosophie, jedes Bestreben, die ihr zugehörige Reichweite und Begrenzung zu bestimmen, jeder Versuch, ihre eigentliche Aufgabe festzustellen oder ihre vornehmsten Fragen ausfindig zu machen, ist also eo ipso eine philosophische Handlung und reflektiert, wenigstens andeutungsweise, irgend eine Art von philosophischer Stellungnahme. Die Philosophie ist sich selbst ein Problem, und der Philosoph ist in ständigem Ringen bemüht, Licht auf das am Anfang stehende Paradox zu werfen: wie man mit seiner eigenen Disziplin ins Reine kommen soll.
Aus dem Englischen ü bersetzt von Prof. Robert O. Weiss, Universität von Kentucky, Lexington, Ky., USA
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Literatur
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Natanson, M. (1963). Philosophische Grundfragen der Psychiatrie I Philosophie und Psychiatrie. In: Bally, G., et al. Grundlagen und Methoden der Klinischen Psychiatrie. Psychiatrie der Gegenwart, vol 1 / 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-00726-6_18
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