Zusammenfassung
Die Hormone gehören mit den Vitaminen und Fermenten zu den Stoffen, die in ungemein geringen Mengen lebenswichtige Vorgänge im Körper auslösen können. Es ist daher begreiflich, daß man zwischen diesen Stoffgruppen nach Gemeinsamkeiten und Beziehungen suchte. Wir haben schon ganz im Anfang gesagt, daß man die Fermente als organische Katalysatoren ansieht; das sind also Stoffe, die die Eigenschaft haben, bei Zusatz auch in ganz geringen Mengen chemische Abbau-, aber auch Aufbauvorgänge, die an sich unendlich langsam verlaufen, so zu beschleunigen, daß sie überhaupt erst in Erscheinung treten, ohne daß sie selber in diese chemischen Reaktionen mit eingehen. Wir haben diese Katalysatoren in ihrer Rolle mit der eines Schmier- und Gleitöls verglichen, das Reibungswiderstände beseitigt. Man sieht also die Wirkung der Fermente im allgemeinen darin, daß sie einen an sich ablaufenden Vorgang beschleunigen, wie dies auch anorganische Katalysatoren, z. B. fein verteiltes Platin, tun. Daneben kann man auch noch an die Möglichkeit der Auslösung oder Hemmung von chemischen Reaktionen und Umsetzungen denken. Die Wirkung der Fermente ist damit durchaus in ihrem Wesen vergleichbar der Wirkung vieler anorganischer Stoffe, die auch als „Katalysatoren“ wirksam sein können. Die Aufgabe der Fermente beruht also ihrem Charakter nach in Arbeitsleistungen, die grundsätzlich vergleichbar sind mit Vorgängen, wie wir sie auch in der Chemie kennen. Dadurch wird es möglich, daß die Fermente nicht nur innerhalb der Körperzellen als „Endofermente“ ihre chemischen Aufgaben erfüllen, sondern daß sie auch außerhalb der lebenden Zellen des Körpers im Darmkanal oder auch — wenn man sie auffängt — im Reagenzglas ihre Tätigkeit ausüben.
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© 1953 Springer-Verlag OHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Giersberg, H. (1953). Etwas über das Wesen der Hormone. In: Hormone. Verständliche Wissenschaft, vol 32. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-00572-9_19
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