Zusammenfassung
Die Luftschiffahrt und die Ergebnisse der luftelektrischen Forschung stehen in mannigfacher Beziehung zueinander. Es ist klar: wollen wir den Luftozean befahren, so müssen wir nicht nur unser Fahrzeug kennen, sondern vor allem auch das Fahrwasser mit allen seinen Eigenheiten und namentlich auch allen seinen Gefahren. Wind und Wetter hat auch der Seemann zu fürchten und darum genauestens zu studieren. Wohl hat der Blitz auch gelegentlich in ein Schiff eingeschlagen, doch ohne großen Schaden anzurichten, da ein Schiff mit dem elektrisch gut leitenden Meerwasser durch genügend vollkommene Leiter jederzeit verbunden, d. h. „geerdet“ ist, so daß dem Blitz ein vollkommener elektrischer Ausgleich durch eine geeignete Bahn von vornherein angewiesen ist. Aber bei einem Fahrzeuge, das sich frei in der Luft ohne Verbindung mit dem Erdboden bewegt, liegen so eigentümliche und abweichende Verhältnisse vor, daß ein genaueres Studium der luftelektrischen Beeinflussungen dringend geboten ist. Gerät das Luftschiff in ein Gewitter, so erkennt jedermann die Gefahr ohne weiteres; denn die Gewaltsamkeit, mit der sich die elektrischen Spannungsausgleiche im Gewitter zu vollziehen pflegen, ist uns von Jugend auf geläufig. Weniger bekannt ist aber in weiteren Kreisen die für unsere Frage so überaus wichtige Tatsache, daß auch bei völlig klarem Himmel, wenn nirgends eine Spur einer gewitterdrohenden Wolke zu sehen ist, die Atmosphäre doch dauernd der Schauplatz eines sehr kräftigen luftelektrischen Spannungsfeldes ist; seine Spannungswerte können sich plötzlich so steigern, daß für Gebilde, welche mit großer Ausdehnung von der Erde her in den Luftozean hineinragen, Gefahren entstehen können, die nicht ohne weiteres zu erkennen sind. In der Tat ist ja der sogenannte „Blitz aus heiterem Himmel“ leider kein leerer Wahn, wie verschiedene Katastrophen, welche z. B. Fesselballons oder Freiballons im Momente der Landung ereilt haben, nur zu deutlich zeigen. Da wir, wie es wenigstens scheint, keine direkten Organe zur Wahrnehmung elektrischer Kräfte besitzen, so haben wir es hier mit einem unsichtbaren und darum nur um so gefährlicheren Feinde zu tun. Aber dieser Feind handelt ja zum Glück nicht nach eigener Willkür; er ist an ewige große Gesetze wie alle Naturkräfte gebunden. Wir brauchen daher diesen Gesetzen nur nachzuspüren, um uns vor seinem blinden Wüten beschützen zu können; ja vielleicht gelingt es sogar, auch diese Naturgewalt direkt in unseren Dienst zu zwingen, wenn wir ihre Gesetze erforscht haben, wie uns dies schon bei so vielen anderen Naturkräften gelungen ist. Ich möchte daher versuchen, in Kürze wenigstens einen Ausschnitt aus der Lehre von den luftelektrischen Methoden und Forschungen zu geben, soweit sie für das Problem der Flugtechnik in Frage kommen.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Ebert, H. (1910). Über Luftelektrizität. In: Lepsius, B., Wachsmuth, R. (eds) Denkschrift der Ersten Internationalen Luftschiffahrts-Ausstellung (ILA) zu Frankfurt a/M. 1909. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-00282-7_3
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