Neue Strömungen in der praktischen Psychiatrie

Zusammenfassung

Wenn die Nachkriegszeit zu einer Auflockerung und schließlichen Sprengung der bisherigen gewohnten Traditionen in der praktischen Psychiatrie, insbesondere im Krankenhauswesen, geführt hat, so darf nicht übersehen werden, daß es sich kaum um Ideen handelt, die nicht schon früher einmal ausgesprochen worden sind, und daß die neuen Auffassungen bisher nur vereinzelt in die Tat umgesetzt werden konnten. Dem aufmerksamen Beobachter kann jedoch nicht entgehen, daß die Konsequenz der Zielsetzung, der Umfang der Planung und ihre teilweise Realisierung weit über das hinaus gehen, was von ähnlichen Gesichtspunkten aus in den letzten 50 Jahren vorgeschlagen und da und dort auch verwirklicht worden ist. Jedenfalls wäre es unklug, diesen Ansatz zu grundlegenden Reformen als eine ephemere Erscheinung in der Geschichte der Psychiatrie zu betrachten, als eine Welle wie vieles andere, die vorüberziehen wird und die man aus kühler Distanz betrachten kann. Daran ändert nichts, wenn festgestellt werden muß, daß endgültige Lösungen noch keineswegs gefunden sind, daß manche kühne Vorstöße sichtlich über das Ziel hinausschießen und in Zukunft noch mancherlei Korrekturen erfahren werden und daß schließlich einer Realisierung der neuen Gedanken mancherorts beinahe unüberwindliche Hindernisse entgegenstehen.