Zusammenfassung
Wenn im folgenden von juristischer Logik und einigen ihrer Probleme die Rede sein soll, so bedarf es zunächst einer Angabe dessen, was im Zusammenhang dieser Untersuchungen unter Logik verstanden wird. Der Ausdruck Logik wird im Rahmen der Philosophie sowohl als auch innerhalb der Einzelwissenschaften in mehreren, oftmals erheblich voneinander abweichenden Bedeutungen verwandt. Der Sprachgebrauch ist sogar derart schillernd, daß einer scharfen Definition, sofern sie sich an den üblichen Sprachgebrauch anschließen soll, nicht unerhebliche Schwierigkeiten im Wege stehen, denn bekanntlich spricht man von materialer, formaler, transzendentaler, regionaler, reiner, angewandter, theoretischer, praktischer, hermeneutischer, realer, natürlicher, klassischer und moderner Logik, um nur einige der zahlreichen Wortverknüpfungen herauszugreifen1.
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Literatur
Vgl. hierzu die Hinweise in Scholz, Geschichte S. 1–21.
Schou, Geschichte S. 15. — Ähnlich auch Bocheński, Formale Logik. S. 3–5.
Scholz, Geschichte S. 16.
Scholz, Geschichte S. 5.
Carnap, Log. Syntax S. 202.
Brugger, Phil. W., Art. “Logik”. — Vgl. auch Burkamp, Logik S. 36.
Vgl. Eduard Spranger, Der Sinn der Voraussetzungslosigkeit in den Geisteswissenschaften, Berlin 1929, S. 19.
Emil Lask, Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre, Tübingen 1911.
Franz J. Böhm, Die Logik der Ästhetik, Tübingen 1930.
Ernst Mannheim, Zur Logik des konkreten Begriffs, München 1930.
Hans Pichler, Die Logik der Seele, Erfurt 1927.
A. Kraus, Die Gesetze des menschlichen Herzens, wissenschaftlich dargestellt als die formale Logik des reinen Gefühls, 1876.
Über den Unterschied zwischen der sprachlichen und der nicht-sprachlichen Auffassung der Aussagen vgl. Scholz, Metaphysik S. 20.
Gottlob Frege, Über Sinn und Bedeutung, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik 100 (1892) S. 25–50, und Scholz, a. a. O S. 24–26.
Vgl. u. a. Nicolai Hartmann, Grundzüge einer Metaphysik der Erkenntnis, 3. Aufl., Berlin 1941, u. a. S. 65, 77, 315, 400.
Carnap, Logistik S. 3. — Zum Begriff der Aussage vgl. auch Hilbert-Ackermann, Logik S. 3, und Scholz, Logik S. 1 u. 7.
Vgl. Whitehead-Russell, P. M., * 3.24, und Carnap, Logistik L 5.15; ders., Logik L 8–1. c.
Whitehead-Russell, P. M., * 4.13, und Carnap, Logistik L 5.16; ders., Logik L 8–6, b.
Whitehead-Russell, P. M., * 2.01, und Carnap, Logistik L 5.13.
Von den Problemen der sog. “intuitionistischen Logik” und verwandter Systeme können wir in unserem Zusammenhang absehen. Vgl. dazu z. B. Hilbert-Ackermann, Grundzüge der theoretischen Logik, 4. Aufl., Berlin 1959, § 10
P. Lorenzen, Einführung in die operative Logik und Mathematik, Berlin 1955; ders., Formale Logik, Berlin 1958; und jetzt Philipps, Rechtliche Regelung und formale Logik, ARSP 1964, S. 317.
Scholz, Geschichte S. 21
Vgl. Z. B. Hilbert und Bernays, Grundlagen der Mathematik, 1. Band, Berlin 1934, 2. Band, Berlin 1939.
Vgl. auch Bocheński zu den “reduktiven Methoden” in Bocheński, Denkmethoden, Abschnitt V.
Vgl. die diesem Problemkreis gewidmeten Untersuchungen von C. A. Emge in: Rechtsphilosophie, u. a. S. 18 ff., 80; Geschichte, u. a. S. 62, 63; Einführung S. 21, 313, 323; Das Apriori und die Rechtswissenschaft, in ARSP XXI (1927/1928) S. 519 ff.
Es ist üblich, hier von Subsumtion zu sprechen. Wie sich später erweisen wird’ ist dieser Ausdruck zu eng. Deshalb ist es zweckmäßig, statt dessen von Folgerungen und Ableitungen zu sprechen. Andererseits geht es zu weit, wenn H. Kelsen (Recht und Logik, “Forum”, 12. Jg., Wien 1965, S. 421 ff., 495 ff.) den Vorgängen der Rechtsanwendung überhaupt den Charakter als logische Folgerung abspricht. Soweit die generellen Direktiven des Rechts sprachlich formuliert sind, enthält ihre Anwendung auf den Einzelfall notwendigerweise logische Ableitungszusammenhänge.
Vgl. dazu neuerdings wieder kritisch die Dissertation von D. Horn, Studien zur Rolle der Logik bei der Anwendung des Gesetzes, Berlin 1962.
Vgl. Engisch, Logische Studien. — Ebenso hat auch E. Fechner die Bedeutung der juristischen Logik besonders betont. Vgl. Über die Notwendigkeit der Rechtsphilosophie im juristischen Unterricht, in Deutsche Rechts-Zeitschrift 1947, S. 389. Vgl. jetzt auch E. Bulygin, Der Begriff der Wirksamkeit, in ARSP, Beiheft Nr. 41, Neuwied 1965, S. 39 ff.
Terome Hall, Livingg Law nf nemneratic Snrietv, Tndianannlic 1949, S. 53.
N. Bobbio, L’ana1ogia nella lngica del dirittn, Torino 1928.
Fabreguettes, Logique judiciaire; vgl. dazu jetzt auch Kalinowski, Logique juridique, S. 158.
Alexander Graf zu Dohna, Kernprobleme der Rechtsphilosophie, in ARSP Band XXXIII S. 65 ff.
E. Ehrlich, Die juristische Logik, in Archiv für die civilistische Praxis, Bd. 115 (1917).
Rechtsnhilosophie S. 82.
Wilhhetm Saufr, Juristische Elementarlehre. Basel 1944. S. 9 und 11 ff.
G. Husserl , Recht und Zeit. Frankfurt a. M. 1955. S. 87 ff.
Vgl. z. B. F. Somlo, Juristische Grundlehre, 2. Aufl., Leipzig 1927, 5. 370 ff., oder Stammler, Rechtsphilosophie SS 130, 131 u. 139–141.
Als Beispiele aus der Rechtswissenschaft seien hervorgehoben: Enneccerusnipperdey, Lehrbuch SS 48 I, 58 II, und Lehmann, Allg. Teil 5. 59 ff., 117, 215, 238 und 250.
Log. Syntax 5. 225 ff. Zur Frage des Irrtums bei Deduktionen vgl. auch die treffenden Hinweise bei Morris R. Cohen, Einleitende Betrachtungen zur Logik, aus dem Amerikanischen übers. v. H. Nowotny, Wien 1948, S. 12/13.
Zitiert bei Scholz, Geschichte S. 49/50.
Vgl. “Neue Juristische Wochenschrift” 1949, Heft 5, S. 190, Urteil vom 19. 10. 1948; ähnlich der Bundesgerichtshof in BGHSt. Band 6, S. 72; vgl. zu dieser Frage vor allem Eb. Schmidt, StPO, Erl. 20, 21 zu § 337 und Erl. 19, 20 zu § 261. — Vorwegnehmend sei bemerkt, daß es sich bei der Für-Wahr-Setzung einander widersprechender Beweistatsachen um einen typischen Fall eines Verstoßes gegen das Gebot der Widerspruchsfreiheit der Axiome handelt. Denn die Für-Wahr-Setzung von Beweistatsachen als der Ausgangspunkt der Schlußfolgerungen ist logisch gesehen nichts anderes als die Aufstellung von nichtlogischen Axiomen (nicht-formalen Grundprämissen). Vgl. das in § 3 unter Nr. 2 b über die Regeln der axiomatischen Beweisführung Gesagte sowie § 15.
Vgl. etwa G. Rümelin, Werturteile und Willensentscheidungen im Zivilrecht, 1895.
Nicht deutlich z. B. auch H. Isay, Rechtsnorm und Entscheidung, Berlin 1929, S. 151: “Weder durch den Analogieschluß noch durch den Schluß vom Gegenteil allein lassen sich mit Sicherheit brauchbare Normen gewinnen.”
Literaturangaben vgl. Alfred Manigk, Formalismus und Freirechtsschule, in H. d. R. Bd. II S. 474 ff.; vgl. ferner die meisten Lehrbücher des Zivilrechts und die Einleitung der großen Kommentare zum Bürgerl. Gesetzbuch. Zur Kritik der rechtsphilosophischen Begründung dieser Richtung vgl. Emge, ‘Über das Grunddogma des rechtsphilosophischen Relativismus, Berlin u. Leipzig 1916.
Gnaeus Flavius (= Kantorowicz) zitiert bei Manigk a. a. O.
Gerhard Ledig, Der Begriff als Instrument der Rechtspflege, in Kant-Studien Bd. XXXII S. 323.
Vgl. hierzu auch die — allerdings nicht auf die Freirechtsschhule bezogenen — allgemeinen Bemerkungen zur Rolle der Logik bei der Urteilsfindung von B. J. Cardozo in Lebendiges Recht (The Growth of the Law), München 1949, S. 38.
Genaue Literaturangaben vgl. bei Engisch, Jurist. Denken, S. 243 f., Anm. 247.
Vgl. zum Verhältnis von Logik und Begriffsjurisprudenz H. Bartholomeyczik, Gesetzesauslegung, S. 37 u. 62.
Kritik der reinen Vernunft, Vorrede zur zweiten Ausgabe 1787.
Vgl. die Schrifttumshinweise unter Nr. 4 dieses Paragraphen.
Ähnlich Scholz in: Scholz und Schweitzer, Definition S. 6. — Etwas verändert: Scholz, Die klassische und die moderne Logik, in Bl. f. dt. Phil. X (1936) Heft 3. — Vgl. jetzt auch Bocheński, Formale Logik, S. 311 ff.
Darauf weist mit Recht auch schon Burkamp, Logik S. IV, hin.
La Logique ou l’art de penser, “Die Logik von Port-Royal” genannt, herausgegeben von A. Arnauld und P. Nicole, 1662. Darin abgedrudkt die Abhandlungen von B. Pascal, Sur l’esprit de la géometrie und De l’art de persuader. Vgl. auch W. Dubislav, Definition S. 21/22.
Über die axiomatische Methode vgl. D. Hilbert, Axiomatisches Denken, Math. Ann. 78, 405 ff. (1918).
H. Weyl, Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften, im Handbuch der Philosophie, herausgegeben von Bäumler und Schröter, Abt. II A, München u. Berlin 1926.
A. Fraenkel, Einleitung in die Mengenlehre, 3. Aufl., Berlin 1928.
R. Carnap, Eigentliche und uneigentliche Begriffe, Symposion I (1927) S. 355 ff. — Ders., Logistik S. 70–72. — Ders., Logik, Nr. 42 (S. 172 bis 178). A. Tarski, Einführung in die mathematische Logik, Wien 1937, S. 78 ff. Bocheński-Menne, Logistik § 7.
Vgl. Hilbert-Ackermann, Logik S. 86.
Vgl. H. Scholz, Was ist Philosophie? ARSP XXXIII (1939/40), S. 41 N. 23.
Denkmethoden, S. 93.
Sinn und Tragweite juristischer Systematik, in “Studium Generale” 10. Jahrg. (1957), Heft 3, S. 176/177.
Vgl. hierzu Scholz, Geschichte S. 48–55. — Ders., Die Philosophie im Zeitalter der mathesis universalis: Descartes, Pascal, Leibniz, S. 1 00 ff. — Couturat, La logique de Leibniz d’après des Documents inédits, Paris 1901.
F. Enriques, Per la storia della Logica, deutsch von L. Bieberbach, Leipzig und Berlin 1927, S. 75. Ders., Probleme der Wissenschaft, deutsch von K. Grelling, Leipzig und Berlin 1910, Band I S. 161. — BocheŃski, Formale Logik, S. 320 ff.
Zur allgemeinen Kalkültheorie vgl. z. B. Karl Schröter, Ein allgemeiner Kalkülbegriff, Leipzig 1941; Bocheiski-Menne, Logistik § 28
P. Lorenzen, Formale Logik, Berlin 1958,
§ 6. Ferner zum Deutungsproblem: H. Scholz, Zur Erhellung des Verstehens, in Festschrift für E. Spranger, Leipzig 1942, und W. Britzelmayr. Interpretation von Kalkülen, in “Synthese”, Amsterdam 1949, VII, 1.
2. Aufl., Cambridge 1925–1927, Neudruck 1950; die Einleitungen des I. Bandes wurden von H. Mokre unter dem Titel “Einführung in die mathematische Logik”, München 1932, übersetzt.
Die umfassende Bibliographie der modernen Logik von Church beginnt bezeichnenderweise mit der Anführung der betreffenden Untersuchungen von Leibniz. Vgl. A. Church, A Bibliography of Symbolic Logic, in The Journal of Symbolic Logic, Vol. I S. 121 ff. Einzelne Sätze von Leibniz sind in die modernen Kalküle übernommen worden, wie z. B. das “praeclarum theorema”, das die Principia Mathematica als Formel * 3.47 enthalten. Die im deutschsprachigen Schrifttum vertretenen, meist unzutreffenden Ansichten über Peirce konnten inzwischen berichtigt werden. Vgl. J. v. Kempski, Charles S. Peirce und der Pragmatismus, Stuttgart und Köln 1952.
Zur Beziehung zwischen Mathematik und moderner Logik vgl. H. Fiedler, Mathematik und moderne Logik, in ARSP XLVII (1961), S. 553.
Vgl. K. Gödel, “Russell’s Mathematical Logic” in: The Philosophy ot Bertrand Russell (Ed. by P. A. Schilpp), 3. Aufl., New York 1951, S. 125.
In diesem traditionellen, formelartigen Ausdruck bedeuten M a P = “Alle M sind P. S a M = “Alle S sind M”. S a P = “Alle S sind P”. Der waagrechte Strich besagt, daß das, was unter ihm steht, aus dem, was über ihm steht, folgt. — Vgl. Burkamp, Logik S. 127, und Drews, Logik S. 356.
Whitehead-Russell, P. M., deren Titel sich aus dieser Tatsache herleitet. R. Carnap, Log. Aufbau S. 148–150, mit Literaturangaben. — Ferner: R. Carnap, Logistik S. 2. — Ders., Die Mathematik als Zweig der Logik, Bl. f. dt. Phil., Band 4 S. 298–310. — Behmann, Mathematik und Logik, Leipzig u. Berlin 1927.
Vgl. H. Scholz, Geschichte S. 42 u. 60. — Whitehead-Russell, P. M., Band I, :: 37.2.
Hilbert-Ackermann, Logik S. 56.
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