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Neoklassische Ökonomik als Ausgangspunkt

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Neue Politische Ökonomie einfacher Gesellschaften
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Zusammenfassung

Laut Becker ist die Mikroökonomik eine allgemeine sozialwissenschaftliche Handlungstheorie. Deshalb werden zunächst die Grundlagen der neoklassischen Ökonomik (Homo oeconomicus, effizienter Markt) und anschließend die Grundzüge der Mikroökonomik (Theorie des Haushalts und des Unternehmens) vorgestellt und zentrale Begriffe wie Nutzenmaximierung, Präferenzen und Budgetrestriktion kritisch diskutiert.

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Notes

  1. 1.

    Veblen (1900 in 1919) verwendete den Begriff„Neoklassik“ als Erster. Er bezeichnete Alfred Marshall als Neoklassiker, betonte aber dessen Nähe zur Klassik, die er „marginalistisch“ weiterentwickelt habe (Aspromourgos 1986: 266). Seit Hicks (1932) und Stigler (1941) wird der Begriff„Neoklassik“ im heutigen Sinne verwendet (ebd.: 268 f.). In der Debatte mit Robinson, die den Begriff „Neoklassik“ verwendete, machte Dobb geltend, dass die neoklassische Ökonomik eher „counter-classical“ heißen sollte (ebd.: 265 f.).

  2. 2.

    Bei dieser Arbeitsteilung (Blanchard 2008) scheint es sich allerdings um das Resultat einer unglücklichen Heirat zwischen neoklassischer und keynesianischer Ökonomik zu handeln. Minsky (1993: 4) schreibt: „The neoclassical synthesis … ended up subordinating the economics of the „General Theory“ (by Keynes, J.H.) to the barter based and timeless general equilibrium theory.“

  3. 3.

    Fitzgibbon schreibt: „New Classical economics is a macroeconomic doctrine designed to oppose Keynesian policies and theories, and demonstrate the self-regulating power of the capitalist system“ (in King 2003).

  4. 4.

    Siehe hierzu auch Weintraub (1993: 136), McKenzie/Tullock (1984: 46 ff.), Krause (1989: 23 f.) und Arnsperger/Varoufakis (2006: 6 ff.).

  5. 5.

    Zum Begriff des Homo oeconomicus vgl. u. a. Dumont (1977), Kirchgässner (1997 und 2008) und Demeulenaere (2003).

  6. 6.

    In der Wirtschaftsethnologie haben Formalisten wie Goodfellow (1939), Herskovits (1940, 1952), Burling (1962), Leclair (1962), Cook (1966) und Schneider (1974) ihre Positionen in enger Anlehnung an die neoklassische Mikroökonomie und in Opposition zu den Substantivisten wie Polanyi (1944, 1957), Dalton (1961, 1969) und Sahlins (1974) formuliert, die wiederum an älteren Versionen der Institutionenökonomie anknüpfen. Die Formalisten vertreten die Meinung, dass in allen, also auch in nicht-kapitalistischen bzw. einfachen Gesellschaften, die wirtschaftlichen Akteure rational in dem Sinne handeln, dass sie ihre knappen Mittel (Einkommen, Zeit, Produktionsfaktoren wie Land und Arbeit) für alternative Zwecke (Güter und Dienstleistungen) dergestalt einsetzen, dass ihre Nutzen maximal sind. Die Formalisten stellen also – wie die Neoklassiker – den Homo oeconomicus ins Zentrum, dessen zweckrationales Handeln universal sei, obwohl Mittel und Zwecke durchaus gesellschafts- und kulturspezifisch variieren (Firth 1952).

  7. 7.

    „[Political economy] does not treat the whole of man’s nature as modified by the social state, nor of the whole conduct of man in society. It is concerned with him solely as a being who desires to possess wealth, and who is capable of judging the comparative efficacy of means for obtaining that end“ (vgl. Mill 1836: 321 in Persky 1995: 223). Auch wenn der Begriff „economic man“ erst später in einer Kritik von Ingram (1888) an Mill auftaucht (Persky 1995: 222 f.), trifft er dennoch genau das, was Mill meint. Es handelt sich beim „economic man“ allerdings noch nicht um den Homo oeconomicus, weil er nicht nur differenzierter und vielgestaltiger ist, sondern auch noch mehr Interessen hat als dieser, nämlich: Akkumulation, Luxus, Freizeit und Fortpflanzung. Zudem argumentiert Mill (1848) – wie die anderen Klassiker – auch historisch und soziologisch und fokussiert auf die Interaktion zwischen „economic man“ und ökonomischen Institutionen (Persky 1995: 225).

  8. 8.

    Zum Begriff und zur Geschichte des Konzeptes „Interesse“ vgl. Fuchs/Gerhard (1976), Orth/Fisch/Koselleck (1982), Hirschman (1987, 1993), Boudon/Bourricaud (1992), Schürmann (1990), Heilbronn (1998, 2015), Swedberg (2005) und Demeulenaere (2015a).

  9. 9.

    Zu diesen Autoren siehe Lunk (1926: 52–72), Heilbron (1998: 100 f., 2015), Swedberg (2005a: 3, 10 f., 24), Neuendorff (1973) und Gunn (1968). Hume (1739) bemerkt: „Nothing is more certain, then that men are, in a great measure, governed by interests“ (1978, 2: 283) und 1742, dass “every man ought to be supposed a knave [ein Schurke], and to have no other end, in all his actions, than private interest“ (1988: 36 ff.).

  10. 10.

    Die Meinung ist verbreitet, dass sich die Ökonomik mit „rationalem Handeln“, die Soziologie hingegen mit „irrationalem Handeln“ beschäftigt (Samuelson 1947: 90). Ähnlich unterscheidet Pareto (1916, § 144 bis 159) zwischen „logischem Handeln“ des Homo oeconomicus und „nicht-logischem Handeln.“

  11. 11.

    Weber (1898: 30) schreibt, dass das Konzept des Homo oeconomicus alle nicht-ökonomischen Handlungsmotive ignoriere und unrealistische Annahmen wie perfektes Wissen (Information), absolute ökonomische Rationalität (Nutzenmaximierung) und ständiges Abwägen und Kalkulieren zwischen Optionen mache. Der Homo oeconomicus wisse alles über das Marktgeschehen und kenne seine wirtschaftlichen Interessen (Präferenzen) sowie die beste Art, diese zu verfolgen (vgl. auch Swedberg 2005a: 29 f.).

  12. 12.

    Lucas schreibt: „I prefer to use the term ‚theory‘ in a very narrow sense, to refer to an explicit dynamic system, something that can be put on a computer and run. This is what I mean by the ‚mechanics‘ of economic development – the construction of a mechanical, artificial world, populated by the interacting robots that economics typically studies, that is capable of exhibiting behavior the gross features of which resemble those of the actual world that I have just described (1988: 5).

  13. 13.

    Der Begriff „Effizienz“ ist ein schillernder Begriff und wird in mindestens zwei Varianten verwendet. „Effizienz“ bezieht sich zunächst auf Eigenschaften von Akteurhandeln: Ein Akteur handelt effizient, wenn er seinen Nutzen bzw. seinen Profit maximiert. Der Begriff „Effizienz“ lässt sich aber auch auf das Marktsystem beziehen: Der Markt ist effizient, wenn die Nachfrage dem Angebot entspricht (Neumann 1988: 214 f.). Gemäß Friedrich von Hayek (1975) ist der Markt der effizienteste Mechanismus der Preisfindung, weil er alle relevanten Informationen enthält, adäquate Handlungsanreize setzt und den Akteuren eine effiziente Allokation von Ressourcen ermöglicht, wie auch die Theorie der Markteffizienz von Eugene Fama (1970, 1991) behauptet.

  14. 14.

    Coase (1988: 7) stellt allerdings erstaunt fest, dass „[a]lthough economists claim to study the working of the market, in modern economic theory the market has an even more shadowy role than the firm.“

  15. 15.

    Keynes meint, dass sich das optimistische Modell des „Laissez-faire“ weniger bei Ökonomen wie Smith, Ricardo und Mill, sondern eher bei Wirtschaftspublizisten wie Frédéric Bastiat (1850) finden lasse. Dieser zeichne das Bild einer Wirtschaft, die aus freien Individuen besteht, deren Eigentumsrechte zu garantieren die wichtigste Aufgabe des Staates sei. Ansonsten könnten die wirtschaftlichen Akteure tun und lassen, wie es ihren Interessen entspricht. Auf diese Weise werde stets auch das Beste für die Gesellschaft erreicht, wenn nur sich der Staat aus allem heraushalte (Keynes 1929: 20–26).

  16. 16.

    Das Marktmodell von Walras beschreibt allerdings eine reine Tauschwirtschaft. Es bezieht sich nicht auf die Produktion von Waren, sondern auf den Tausch von bereits produzierten Waren (Konsum- und Investitionsgüter) zwischen Nachfragern und Anbietern (Binswanger 2012: 33 ff.). Die Modelle sind zwar realitätsfern, dafür lassen sie sich mathematisch elegant in Integral- und Differentialgleichungen darstellen (Herrmann 2016: 144). Das Modell des effizienten Marktes von Walras (1874) wurde von Arrow/Debreu (1954) und Debreu (1959) weiterentwickelt und mathematisch raffinierter formuliert.

  17. 17.

    Genannt wird dieses Maß für ein kollektives Optimum nach Pareto, der es in seinen „Cours d’économie politique“ (1896/97) und in „Manuale di economia politica“ (1906) einführte. Das Marktgleichgewicht ist zwar nicht gleichbedeutend mit Pareto-Optimalität. Unter idealen Bedingungen (vollständige Marktkonkurrenz und vollständige Information) ist jedoch das Gleichgewicht auch pareto-optimal (Düppe 2015).

  18. 18.

    Nicole liefert auch eine entwicklungslogische Erklärung der „kommerziellen Gesellschaft“: Weil jeder Mensch eine Drohung für jeden anderen darstelle und keiner ein Opfer sein wolle, schlössen sich die Menschen zu Gesellschaften zusammen. Sie etablierten Gesetze und Gerichte, die die Gewalttätigen bzw. die Gesetzesbrecher bestraften. Die Furcht vor dem Tod sei somit die erste Beschränkung des Eigeninteresses. In einer Gesellschaft seien dann alle möglichen friedlichen Arten von Tausch und Interaktion möglich, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Aufgeklärtes Eigeninteresse sei somit die beste Politik in menschlichen Gesellschaften (Heilbron 2015: 387 f.).

  19. 19.

    Gemäß Steuart (1767) scheitere gerade das direkte Bemühen des Staates um das Allgemeinwohl zwingend wegen der divergierenden Interessen. Das Allgemeinwohl könne nur indirekt gefördert werden, wenn sich nämlich gesetzestreue Akteure – ohne schlechtes Gewissen – ausschließlich um ihren privaten, wirtschaftlichen Nutzen kümmern und das Regieren der Elite in einem sparsamen Staat überlassen würden (Hirschman 1993: 136 ff.).

  20. 20.

    Dennoch ist gemäß Adam Smith der Staat wichtig. Zu den Aufgaben der Regierung gehören der Schutz des Landes gegen Angriffe anderer Staaten, der Schutz vor Ungerechtigkeit oder Unterdrückung durch Mitbürger sowie die Etablierung und der Unterhalt öffentlicher Anstalten – wie etwa Schulen, um der verblödenden Wirkung einer hocharbeitsteiligen Wirtschaft entgegenzuwirken – sowie öffentliche Einrichtungen, „die ein einzelner nicht betreiben kann, weil der Gewinn ihre Kosten niemals decken könnte“ (1776: 582). Smith plädiert zudem für Arbeiterorganisationen, die für Mindestlöhne kämpfen können, und für staatlichen Arbeiterschutz (Arbeitsgesetze, Krankenversicherung), aber auch für höhere Löhne, „denn keine Nation [kann] blühen und gedeihen, deren Bevölkerung weithin in Armut und Elend lebt“ (1776: 68, 71).

  21. 21.

    Smith (1776: 582) hält fest: „Solange der einzelne nicht die Gesetze verletzt, lässt man ihm völlige Freiheit, damit er das eigene Interesse auf seine Weise verfolgen kann und seinen Erwerbsfleiß und sein Kapital im Wettbewerb mit jedem anderen oder einem anderen Stand entwickeln und verfolgen kann.“

  22. 22.

    Smith (1776: 371) schreibt: „… er [der Unternehmer] denkt eigentlich nur an seine eigene Sicherheit und wenn er dadurch die Erwerbstätigkeit so fördert, dass ihr Ertrag den höchsten Wert erzielen kann, strebt er lediglich nach eigenem Gewinn. Und er wird in diesem wie auch in vielen anderen Fällen von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, den zu erfüllen er in keiner Weise beabsichtigt hat. Auch für ein Land selbst ist es keineswegs immer das schlechteste, dass der einzelne ein solches Ziel nicht bewusst anstrebt, ja, gerade dadurch, dass er das eigene Interesse verfolgt, fördert er häufig das der Gesellschaft nachhaltiger, als wenn er wirklich beabsichtigt, es zu tun.“ Smith argumentiert also, was die Effizienz des Marktes betrifft, weit vorsichtiger und zurückhaltender – „in vielen anderen Fällen“, „nicht immer das schlechteste“ und „fördert er häufig das [Interesse] der Gesellschaft“ – als die Marktenthusiasten nach ihm.

  23. 23.

    Zur konventionellen Mikroökonomik vgl. Heertje/Wenzel (2008), Samuelson/Nordhaus (2009) und Mankiw/Taylor (2016). Alternative Ansätze präsentieren Endres (2000), Bowles (2004) und Simon (2009), ethnologische Darstellungen der Mikroökonomie bieten Schneider (1974), Görlich (1992) und Rössler (2005).

  24. 24.

    Der Begriff Nutzen (utility) findet sich bei Jeremy Bentham (1789) und bereits früher bei Daniel Bernoulli (1738) (Backhouse 2002: 132–165). Das hedonistische Kalkül sieht vor, dass Individuen ihr Glück maximieren, indem sie sich für jene Optionen entscheiden, welche die größte Lust und die geringste Unlust bereiten. Es besteht zudem – wie bei Adam Smith – kein Unterschied zwischen individuellem und dem Glück der Gesellschaft, denn es geht um das größtmögliche Glück einer größtmöglichen Anzahl Menschen.

  25. 25.

    Herrmann (2016: 278) stellt fest, dass mit der Einführung des subjektiven Nutzens auch das sozialkritische Potenzial der klassischen Wirtschaftstheorie verschwunden sei, wie das folgende Beispiel illustrieren soll: Wenn ein Handwerker ein Auto gut gebrauchen könnte, aber keines hat, ein reicher Mensch hingegen fünf Autos besitzt, ließe sich bei einem objektiven Nutzenkonzept eine Umverteilung rechtfertigen, die den gesellschaftlichen Gesamtnutzen steigern würde, denn der Grenznutzen des einen Autos des Handwerkers wäre zweifellos größer als jener des fünften Autos des reichen Menschen. Mit dem subjektiven Nutzenkonzept ist diese Argumentation aber nicht mehr möglich, denn die Nutzen sind intersubjektiv nicht mehr vergleichbar, und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der reiche Mensch den Grenznutzen seines fünften Autos nicht doch höher einschätzt als der Handwerker den Grenznutzen seines einen Autos.

  26. 26.

    Doch müssen hierzu einige Bedingungen gegeben sein, z. B. die Konnektivität, d. h. alle Zielzustände können einander entweder als Präferenzrelation xPy oder als Indifferenzrelation xIy zugeordnet werden, und die Transitivität, d. h. die widerspruchsfreie Rangierung der Präferenzen: wenn xPy und yPz, dann xPz. Diese Bedingungen sind übrigens nicht Teil des Axioms der „Rationalität“ (der Nutzenmaximierung), sondern zusätzliche Axiome (Lehner 1982: 14).

  27. 27.

    Ein kleinbäuerlicher Haushalt kann bspw. den Düngerinput zu Marktpreisen berechnen, während für selbstproduzierte und -konsumierte Konsumgüter, für die eingesetzte Arbeit von Haushaltsmitgliedern und für den Boden Schattenpreise veranschlagt werden: für Konsumgüter der Marktpreis, für landwirtschaftliche Arbeitskräfte der Lohn und für den Boden die Bodenpreise bzw. der Pachtzins.

  28. 28.

    Haushalte maximieren zwar ihren Konsumnutzen, doch bieten Haushalte auch Arbeitskraft gegen Lohn an, von dem die Höhe ihres Einkommens, ihres Budgets abhängt. Die Unternehmen ihrerseits maximieren nicht nur ihren Gewinn, sondern fragen auch – neben anderen Produktionsfaktoren – Arbeitskraft nach, die für sie Kosten darstellen. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die Haushalte ihr Einkommen maximieren, während Unternehmer die Lohnkosten minimieren wollen. Adam Smith (1776: 58) hat diesen Interessengegensatz auf den Punkt gebracht, wenn er schreibt: „… wobei die Interessen der beiden (Arbeiter und Unternehmer) nicht die gleichen sind. Der Arbeiter möchte so viel wie möglich bekommen, der Unternehmer so wenig wie möglich geben. Die Arbeiter neigen dazu, sich zusammenzuschließen, um einen höheren Lohn durchzusetzen, die Unternehmer, um ihn zu drücken.“

  29. 29.

    Die Erwartungsnutzentheorie wurde von Neumann und Morgenstern (1944) entwickelt und bezieht sich auf das Entscheidungshandeln von Akteuren unter Risiko.

  30. 30.

    Kognitive Verhaltensökonomen (wie Tversky, Kahnemann und Thaler) haben demgegenüber gezeigt, dass sich Akteure bei Entscheidungen nicht an objektiven Wahrscheinlichkeiten orientieren, sondern subjektive Wahrscheinlichkeiten bilden (bereits Savage 1954), die – wenn auch systematisch – von den objektiven Wahrscheinlichkeiten abweichen. Keynes (1936, Kap. 12) hat bestritten, dass Akteure bei Entscheidungen unter Unsicherheit überhaupt Wahrscheinlichkeiten festlegen können. Oft kennen sie nicht einmal die möglichen Ergebnisse ihrer Entscheidungen. Unter diesen Bedingungen der Unsicherheit handeln Individuen auf der Basis von Konventionen und Faustregeln sowie von Beobachtung der anderen Marktteilnehmer.

  31. 31.

    Anstelle des Grenznutzens bei Konsumenten ist für Produzenten auch die Grenzproduktivität relevant, die den zusätzlichen Output pro zusätzlich eingesetzter Einheit eines Produktionsfaktors (Maschinen oder Arbeitskraft) misst.

  32. 32.

    Zum Grenznutzen in der Ökonomik vgl. Jevons (1871) und Menger (1871, in Schumann 2002). Gossen formulierte (1854) das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens (erstes Gossensches Gesetz), auch wenn Daniel Bernoulli (1738) und Jeremy Bentham (1789) bereits früher von einem abnehmenden Einkommensnutzen schrieben (Niehans 1990: 187–196).

  33. 33.

    Haushalte konsumieren – nach Maßgabe ihres Einkommens – nicht nur Güter und Dienstleistungen, sondern bieten auch Arbeitskräfte an (bzw. produzieren künftige Arbeitskräfte), nämlich bis zu dem Punkt, wo der Grenznutzen des Lohnes gleich den Grenzkosten des zusätzlich Arbeitsaufwandes ist (Weintraub 1993: 135).

  34. 34.

    Das Modell einer sinkenden Nutzenkurve gilt allerdings nur unter bestimmten Bedingungen, nämlich wenn von anderen möglichen Einflussfaktoren wie Bildung und Einkommen, Mode und Geschmack abstrahiert und ausschließlich der Preisberücksichtigt wird. Bei der Nachfrage nach Luxus- und Statusgütern findet sich ein inverser bzw. steigender Verlauf der Nutzenfunktion, wie Thorstein Veblen als Erster festgestellt hat (Görlich 1992: 47 f.).

  35. 35.

    Das Haushaltsmodell der Nachfrage berücksichtigt jeweils nur einige wenige Güter. Wenn Haushalte eine größere Zahl von Gütern nachfragen, wird das Modell der linearen Optimierung verwendet (Dorfmann 1953, Keene 1981).

  36. 36.

    Der Indifferenzkurvenansatz besteht darin, den ordinalen Nutzen einer bestimmten Güterkombination mit anderen Güterkombinationen zu vergleichen: Konvexe Indifferenzkurven stehen für Güterbündel mit unterschiedlichen Nutzen. Jenes Güterbündel wird dann gewählt, das eine Tangente mit der Budgetgerade hat. Als erster hat Edgeworth (1881) den Indifferenzkurvenansatz formuliert und Pareto (1906) hat ihn übernommen. Zum Indifferenzkurvenansatz vgl. Schneider (1974: 53–60) und Heertje/Wenzel (2008, Kap. 3).

  37. 37.

    Turgot (1766) hat als Erster das Gesetz des abnehmenden Ertragszuwachses bzw. Grenzertrages formuliert, später auch von Thünen (1826), beide am Beispiel der Landwirtschaft (vgl. hierzu Backhouse 2002: 104–108, Niehans 1994: 73–85).

  38. 38.

    Der konkrete Verlauf der beiden Kurven ist allerdings eine Frage der Empirie. Der hier dargestellte abnehmende Grenzertrag der Produktion ist typisch für die Landwirtschaft (vgl. Turgot 1766). Denkbar wäre auch – und dies ist der „klassische“ Fall der industriellen Produktion –, dass die Gesamtkostenkurve nicht linear, sondern exponentiell (mit steigenden Grenzkosten) ansteigt, während die Gesamtertragskurve linear (mit konstantem Grenzertrag) steigt, wie dies Abb. 1.5 zeigen wird. Die Grenzkostenkurve kann allerdings auch aufgrund einer „economy of scale“ abnehmen, wie Sraffa (1925) gegen das neoklassische Modell argumentiert hat.

  39. 39.

    Unternehmen produzieren und bieten nicht nur Güter und Dienstleistungen an, sondern „konsumieren“ bzw. investieren auch in Produktionsfaktoren. So etwa fragen Unternehmen auch Arbeitskräfte nach bis zu dem Punkt, wo die Grenzkosten des Lohnes gleich dem Grenzertrag der zusätzlichen Arbeitskraft ist (Weintraub 1993: 136).

  40. 40.

    Unternehmer entscheiden nicht nur über die Menge der produzierten Güter, sondern auch über den Einsatz unterschiedlicher Produktionsfaktoren (Arbeit, Maschinen, Boden) und über die Auswahl der Güter. Relevant ist in diesem Zusammenhang die Grenzproduktivität, die den zusätzlichen Output pro zusätzlich eingesetzter Einheit eines Produktionsfaktors (Maschinen und Arbeit) misst. Es stellen sich dann folgende Fragen: Bringt eine zusätzliche Inputeinheit von Faktor a im Produktionssektor x oder y mehr? Und bringt in einem Produktionssektor x der Einsatz einer zusätzlichen Inputeinheit von Faktor a mehr als von Faktor b? In jedem Fall geht es um eine Allokation von Geldkapital auf Faktoren und Produktionszweige, so dass die Grenzproduktivität in jedem Fall gleich ist (Schlaudt 2016: 31 f.). Dieser Sachverhalt des Grenzproduktivitätsausgleichs lässt sich analog dem Modell des Grenznutzenausgleichs von Konsumenten in Abb. 1.2 darstellen (vgl. auch Abschn. 2.1.1).

  41. 41.

    Das Modell des Haushaltes und der Produktion arbeitet mit nur einem Gut. Prinzipiell lassen sich auch weitere Güter, die ein Unternehmen produziert, ins Modell integrieren, wie Abb. 2.1 der bäuerlichen Produktionsstrategien in Abschn. 2.1.1 zeigen wird; doch eignet sich für die Modellierung der Produktion von mehreren Gütern eher das Modell der linearen Optimierung (Görlich 1992: 137 f.).

  42. 42.

    Auch gemäß Hirschman (1993: 226) beruht die „Ökonomie des menschlichen Verhaltens“ auf einem sehr einfachen Postulat: Eigennützige Individuen entscheiden sich frei und rational zwischen alternativen Handlungsmöglichkeiten, nachdem sie deren voraussichtliche Kosten und Nutzen berechnet haben. Hirschman stellt aber fest, dass sich mit diesem sehr simplen Handlungsmodell nicht einmal wirtschaftliche Tatbestände wie Konsum und Produktion in westlichen Industriegesellschaften überzeugend erklären ließen (Sen 1977: 335, Schelling 1984: 342). Auch Frey (1990: 13) kritisiert die neoklassische Standardversion, die von folgenden Annahmen ausgehe: Individuen sind vollständig informiert, Transaktionskosten sind gleich Null, das Bilanzieren von Vor- und Nachteilen von Alternativen ist kostenlos, es bilden sich pareto-optimale Gleichgewichte, und institutionelle Aspekte können vernachlässigt werden.

  43. 43.

    Ich folge hier Weber (1922: 13), wenn er schreibt: „Zweckrational handelt, wer sein Handeln nach Zweck, Mitteln und Nebenfolgen orientiert und dabei wohl die Mittel gegen die Zwecke, wie die Zwecke gegen die Nebenfolgen, wie endlich die verschiedenen möglichen Zwecke gegeneinander rational abwägt.“

  44. 44.

    Bentham (1789) schreibt: „The only interest which a man at all times and upon all occasions is sure to find adequate motives for consulting, are his own.“ Allerdings berücksichtigen Akteure – gemäß Bentham – immer auch „the happiness of other men“ (zitiert in Swedberg 2005a: 22). Auch die Philosophie hat sich mit Glück beschäftigt. So definiert etwa der hl. Augustinus in seinem Werk „De beata vita“ Glück als „… das zu bekommen, was man sich wünscht“. Grundsätzlicher definiert Aristoteles in seiner „Nikomachischen Ethik“: „Glück sei das, was der Mensch um seiner selbst willen anstrebt, und nicht, um etwas Anderes damit zu erreichen“, was die allgemeine Konzeption von Nutzen ziemlich genau trifft. Die Glücksforschung hat sich zur Aufgabe gemacht, den unklaren Begriff des Nutzens mit dem Begriff des subjektiven Glücks bzw. der Lebenszufriedenheit präziser zu fassen und quantitativ zu messen (Frey/Frey 2010: 26). Zu diesem Zweck wird eine repräsentative Anzahl von Leuten nach ihrer subjektiven Lebenszufriedenheit befragt, die mit Werten zwischen 1 und 10 zum Ausdruck gebracht werden kann. Gefragt wird zudem nach den Faktoren, welche die Lebenszufriedenheit bestimmen können: Einkommen, Familien, Freunde, Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Mobilität (ebd.: 26–32, Kap. 2). Hauptzweck ist nicht ein Vergleich des absoluten Glückniveaus in verschiedenen Kulturen, sondern die Ermittlung der diversen Ursachen von Lebenszufriedenheit mit Hilfe statistisch-ökonometrischer Methoden (ebd.: 30, Frey/Stutzer 2002). Die empirisch ermittelte Lebenszufriedenheit und die sie bestimmenden Faktoren ermöglichen eine Annäherung des subjektiven Nutzens an den objektiven, inter-subjektiv vergleichbaren Nutzen.

  45. 45.

    Es ist ein Postulat des methodologischen Individualismus der Neoklassik, dass sich kollektive Entscheidungen aus der Aggregation individueller Entscheidungen ergeben und nicht aus dem eigenständigen Handeln von Kollektiven (Kirchgässner 1997: 9). Deshalb verwundert es umso mehr, dass die Neoklassik Haushalte auf eine Nutzenfunktion (oder auf einen Haushaltsvorstand) reduziert (und Unternehmen auf eine Angebotsfunktion bzw. den Unternehmer).

  46. 46.

    Der durch eine zusätzlich beschaffte Informationseinheit anfallende Nutzen (in Form eines höheren Ertrages) ist der Grenznutzen der Informationsbeschaffung, und die dabei anfallenden Kosten entsprechen den Grenzkosten. Wie bei einem anderen Gut gilt auch bei der Beschaffung von Information das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens (Lehner 1981: 17).

  47. 47.

    Für die erfolgreiche Vorhersage von Ereignissen sind Ökonomen (wie die anderen Sozialwissenschaftler) allerdings ebenso wenig bekannt wie dafür, dass sie sich bei der Nachhersage von Ereignissen einig sind (Chibnik 2011: 27 ff.).

  48. 48.

    Ähnliches behauptet das Modell des lernfähigen, abwägenden, maximierenden Individuums, das laufend Informationen sammelt und lernfähig ist (Stigler/Becker 1971, in Neumann 1988). Becker (1976a: 6) unterstellt zudem, dass sich die Entscheidungsträger ihrer Maximierungsbemühungen zwingend bewusst sein müssen oder ihre Entscheidungen auf eine nachvollziehbare Weise verbalisieren können.

  49. 49.

    Das heißt allerdings nicht, dass die Marktselektion zwingend zu den effizientesten Lösungen führt. Gemäß Hodgson (1993: 197 ff.) trifft diese Kritik nicht nur Friedman, Hayek und Alchian, sondern auch Williamson und andere Vertreter einer neoklassischen Institutionentheorie, für die sich durch Konkurrenz immer die effizientesten Institutionen und Organisationstypen durchsetzen werden (hierzu mehr in Kap. 9 und 14).

  50. 50.

    Von Knight (1921: 19) stammt die Unterscheidung zwischen Risiko und Unsicherheit, wobei im Falle von Risiko den möglichen Handlungsalternativen Eintrittswahrscheinlichkeiten zugeordnet werden können, während dies im Falle von Unsicherheit nicht möglich ist und sogar bezüglich der zukünftig verfügbaren Handlungsalternativen Unsicherheit besteht. Unsicherheit, d. h. die Unberechenbarkeit zukünftiger Resultate gegenwärtiger Entscheidungen hat weitreichende Konsequenzen für die Anwendbarkeit neoklassischer Modelle (vgl. Keynes 1936, Kap. 12): Diese lassen sich nämlich bei Entscheidungen unter Unsicherheit nicht mehr anwenden, weil zukünftige Preise und Erträge nicht vorhersehbar, Grenzerträge und Grenzkosten unbekannt und deshalb auch Profite nicht berechenbar sind.

  51. 51.

    Das Modell des Homo oeconomicus, wonach Akteure ihren erwarteten Nutzen maximieren, lässt sich auf drei verschiedene Weisen interpretieren: 1) präskriptiv: was Akteure tun sollen, wenn sie eine optimale Wahl treffen wollen; 2) prädiktiv: dass Akteure sich so verhalten, dass ihr erwarteter Nutzen maximal ist; und 3) deskriptiv: was interessegeleitete Akteure tatsächlich tun (vgl. auch Chibnik 2011: 6).

  52. 52.

    Ähnlich auch Simon (1983) und Frey (1990), denen zu Folge die Annahme rationaler Erwartungen bzw. des subjektiven Erwartungsnutzens zu einfach sei und die Institutionen und die Zugehörigkeiten zu Organisationen – neben Preisen und Einkommen – weitere Restriktionen für das Akteurhandeln (bei eingeschränkter Information) darstellen. Kognitiv orientierte Verhaltensökonomen wie Kahnemann/Slovic/Tversky (1982) vertreten zudem die Meinung, dass Akteure nicht in objektiven Wahrscheinlichkeiten denken, sondern aufgrund von subjektiv-geschätzten Wahrscheinlichkeiten. Überdies hat Akerlof (1970) am Beispiel des Gebrauchtwagenhandels die Auswirkungen einer asymmetrischen Verteilung von Information nachgewiesen (Chibnik 2011: 16).

  53. 53.

    Skidelsky (2010: 135–139) unterscheidet – Keynes (1921) folgend – drei mögliche Arten von Wahrscheinlichkeiten, unter denen Akteure Entscheidungen fällen (vgl. auch Knight 1921: 19): 1) Kardinale (messbare) Wahrscheinlichkeit lässt sich in Zahlen ausdrücken, d. h. Risiken lassen sich als (objektive) Eintrittswahrscheinlichkeiten berechnen. 2) Ordinale Wahrscheinlichkeit besagt, dass ein Ereignis x wahrscheinlicher als Ereignis y ist, aber keine Quantifizierung der Wahrscheinlichkeiten möglich ist. Gleichwohl werde – so Skidelsky – eine ordinale meist als kardinale (als subjektiv geschätzte) Wahrscheinlichkeit behandelt und berechnet, weil dies für die mathematischen Marktmodelle erforderlich sei. 3) Unbekannte Wahrscheinlichkeit schließlich verweist auf Entscheidungen unter Unsicherheit, bei denen auch keine ordinalen Wahrscheinlichkeiten ausgemacht werden können, weil selbst die Ergebnisse nicht bekannt sind, denen man subjektive Wahrscheinlichkeiten zuordnen könnte.

  54. 54.

    Präferenzen müssen darüber hinaus transitiv sein (wenn a>b und b>c, dann auch a>c), und sie müssen unabhängig von den Präferenzen der anderen Akteure sein (Schlaudt 2016: 54 f.).

  55. 55.

    Becker kritisiert Bentham, dessen Erklärungen oft tautologisch gewesen seien, „weil er die Annahme stabiler Präferenzen nicht einhielt, und weil er stärker daran interessiert war, sein Kalkül mit jeglichem Verhalten in Übereinstimmung zu bringen, als daran, die Einschränkungen abzuleiten, die aus ihm für das Verhalten folgen“ (1976a: 8). Gemäß Becker (ebd.: 6) sind es nicht Präferenzänderungen, sondern Kosten bzw. Einschränkungen wie Preise und Einkommen, die berücksichtigt werden müssen, um ein bestimmtes Verhalten zu erklären: Wenn ein Haushalt oder eine Firma eine „offensichtlich günstige Gelegenheit“ nicht ausnutze, sei das nicht irrational, denn laut dem Prinzip der Nutzenmaximierung ginge man stets von der „Rationalität“ der Akteure aus. Vielmehr müsste nach den Kosten, vor allem den Opportunitätskosten gesucht werden, die die Akteure so und nicht anders handeln ließen (ebd.: 6).

  56. 56.

    Bereits Thomas Macaulay kritisierte 1829 die Theorie der Politik, die Mill in seinem „Essay on Government“ (1820) entwickelt hatte. Macaulay schreibt: „Sie bedeutet lediglich, dass die Menschen, wann immer es ihnen möglich ist, das tun werden, was sie für richtig halten; … es ist müßig, einer These Bedeutung zuzumessen, die eigentlich nichts anderes besagt, als dass ein Mensch lieber tun möchte, was er lieber tun möchte“ (in Hirschman 1993a: 145). Das Konzept der offenbarten Präferenzen wird nicht nur kritisiert, weil die tatsächliche Wahl mit den Präferenzen gleichgesetzt wird, sondern auch weil der Unterschied zwischen bewussten und nicht- oder halbbewussten Entscheidungen eingeebnet werde und der Unterschied zwischen kurz- und langfristigen Interessen verschwinde (Swedberg 2005a: 5 f.).

  57. 57.

    Ein schönes Beispiel hierzu liefert die stadtarchäologische Untersuchung von Rathje (1974) über das tatsächliche Konsumverhalten von Haushalten in einer amerikanischen Kleinstadt: Lediglich 15 % der befragten Haushalte gaben an, überhaupt Bier zu konsumieren, und kein Haushalt räumte ein, mehr als acht Dosen Bier pro Woche zu konsumieren. Eine Untersuchung des Haushaltabfalls indes zeigte, dass in 80 % der Haushalte Bier konsumiert wurde und sich im Abfall von 50 % der Haushalte wöchentlich mehr als 8 Dosen befanden. Gemäß Kuran (1989) geben Akteure in der Öffentlichkeit generell nicht ihre wahren, privaten Präferenzen an, weil sie Missbilligung, Widerspruch und Sanktionen fürchten.

  58. 58.

    Allerdings sieht auch Samuelson (1938) vor, dass sich aufgrund der offenbarten Präferenzen allgemeinere Präferenzmuster ermitteln lassen.

  59. 59.

    Der Nutzenbegriff meint einfach, dass alle Menschen eher Dinge wollen, die ihnen Freude und Befriedigung, ihnen Erfolg, Glück und Wohlbefinden bescheren, als solche Dinge anzustreben, die ihnen schaden und missfallen und die ihnen Unbehagen, Misserfolg und Unglück bringen.

  60. 60.

    Elster (2009: 16) unterscheidet zwischen „substantiellen Präferenzen“ (erster Ordnung wie jenen zwischen Äpfeln und Orangen) und „formalen Präferenzen“, wie z. B. die unterschiedliche Einstellung von Akteuren zu Risiko und zum Faktor Zeit. Diese Unterscheidung kommt dem, was hier vorgeschlagen werden soll, nahe. Mit Präferenzen zweiten Grades sind im Übrigen auch nicht die „Metapräferenzen“ gemeint. Hirschman (1993d: 226 f.) unterscheidet offenbarte Präferenzen und „Metapräferenzen“. Metapräferenzen enthalten das, was Akteure eigentlich bevorzugen würden, aber nicht wählen: „Eigentlich möchte ich nicht mehr rauchen, aber ich rauche weiter“ (ebd.: 229). Während sich Metapräferenzen nur durch Befragung ermitteln lassen und nur bedingt handlungsrelevant sind, lassen sich die Präferenzen zweiten Grades auch anhand des realen Handelns ermitteln und überprüfen. Wir werden Metapräferenzen in Kap. 7 im Zusammenhang von Dörfern wieder aufnehmen, die zwingend in Kriege verstrickt sind, obwohl sie den Frieden vorziehen würden.

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Helbling, J. (2021). Neoklassische Ökonomik als Ausgangspunkt. In: Neue Politische Ökonomie einfacher Gesellschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33935-7_1

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