Zusammenfassung
Der in der Soziologie verwendete Leibbegriff geht auf die phänomenologische Philosophie zurück. Ausgehend von den Arbeiten Edmund Husserls wurde der Leibbegriff innerhalb der Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Zeitdimension von Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre weiterentwickelt. Maurice Merleau-Ponty, Helmuth Plessner und Hermann Schmitz (1964–1980) haben die Fokussierung auf die Zeit zurückgenommen und auch die ausdruckshaften Aspekte leiblicher Existenz in gleicher Weise behandelt wie die zeitlichen. Die Arbeiten von Schmitz und Plessner ermöglichen es darüber hinaus, die Differenz von Leib und Körper begrifflich präzise zu fassen und die Aspekte von Leib und Körper systematisch aufeinander zu beziehen. In der jüngeren soziologischen Debatte sind vor allem die leibtheoretischen Konzepte von Merleau-Ponty sowie von Schmitz und/ oder Plessner relevant. Dabei kommt den Begriffen Leib und Körper der Status sozialtheoretischer Annahmen zu.
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Lindemann, G. (2022). Leiblichkeit und Körper. In: Gugutzer, R., Klein, G., Meuser, M. (eds) Handbuch Körpersoziologie 1. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33300-3_14
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