Macht und Architektur im Überblick: die Funktionen der Hauptstadt

Zusammenfassung

Ausgehend von der Prämisse einer Politisierung des Raumes an der Schnittstelle zwischen Politik und Stadtgestaltung, Kunst und Architektur, oder genauer ausgedrückt der räumlichen Beziehung eines offiziellen Bauwerks zu seiner gebauten (und ungebauten) Umgebung entwickelt das zweite Kapitel einen Überblick über die Analyse von Macht, Herrschaft und Architektur. Dabei stellen die Ausführungen einen Politikbegriff in den Mittelpunkt, der sich an Lasswells vielzitierter Definition des „who gets what, when, how“ orientiert und diesen auf das Thema Hauptstadtbau anwendet: „who builds what, when, how“. Mit Blick auf den empirischen Teil der Studie wird sodann öffentlicher Raum als Bedingung und Objekt der Politik zeitlich auf die Moderne, räumlich auf Städte der westlichen Moderne und typologisch auf Hauptstädte als urbane Sonderfälle eingegrenzt. Diese zeichnen sich durch spezifische politische und kulturelle Funktionen sowie die Schlüsselrolle der Repräsentation aus, insbesondere die Repräsentation der Nation als Ganzes und die Repräsentation des jeweiligen Regimes. In einem Input-Output-Verhältnis kann hauptstädtische Staatsarchitektur als Ergebnis und Symbol einer bestimmten Regimeform sowie als Input in die Generierung von Regimelegitimität fungieren. In beiden Fällen sind die dabei ablaufenden politischen Prozesse von zentraler Bedeutung.