Zusammenfassung
Geschichtskultur ist Inbegriff der Sinnbildungen über die Erfahrungen der Vergangenheit, die notwendig sind, um sich in der gegenwärtigen Lebenssituation zukunftsorientiert zurechtzufinden. In dieser Sinnbildung wird die Erfahrung der Vergangenheit so gedeutet, dass die Gegenwart verstanden und Zukunft erwartet werden kann.
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Ich greife auf Überlegungen zurück, die ich andernorts ausführlicher dargelegt habe: Rüsen: Historische Orientierung, 2008, S. 211–234 (Was ist Geschichtskultur?).
- 2.
In Einzelnen dazu: Rüsen, Klassischer Humanismus, 2010; Vöhler; Cancik (Eds), Humanismus und Antikerezeption im 18. Jahrhundert, 2009.
- 3.
Dazu Irmscher: Nationalität und Humanität im Denken Herders, 1994.
- 4.
Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität, 1991, S. 148.
- 5.
Zur Erneuerung des humanistischen Denkens in den Geisteswissenschaften siehe Rüsen: Intercultural Humanism, 2009; zum Gesamtkomplex des Humanismus heute siehe Nida-Rümelin: Humanismus als Leitkultur, 2006; Rüsen; Laass, (Eds): Interkultureller Humanismus, 2009.
- 6.
In den folgenden Überlegungen greife ich Überlegungen und Argumentationen auf, die ich in meinem Buch Zerbrechende Zeit, 2001 dargelegt habe.
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So beispielsweise bei: Meinecke: Die deutsche Katastrophe, 1946; ders.: Ranke und Burckhardt, 1948.
- 8.
Es ist das Verdienst Hermann Lübbes, darauf nachdrücklich hingewiesen zu haben (Lübbe: Der Nationalsozialismus im deutschen Nachkriegsbewusstsein, 1983.
- 9.
Die damit verbundene grundlegende Wende in der Geschichtskultur der Bundesrepublik wird in dem Buch von Jureit und Schneider (Gefühlte Opfer, 2010) überhaupt nicht angesprochen, sondern nur in ihren verspäteten Auswüchsen kritisiert. Insofern steht dieses Buch symptomatisch für die Preisgabe dieses generationsspezifischen Paradigmas, ohne dass sich die Grundlinien eines neuen Paradigma im ihm schon abzeichneten.
- 10.
Winkler: Der lange Weg nach Westen. Bd. 1: Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik; Bd. 2: Deutsche Geschichte vom ,Dritten Reich‘ bis zur Wiedervereinigung, 2001.
- 11.
Diner: Zwischen Aporie und Apologie, 1987.
- 12.
Das erwähnte Buch von Jureit und Schneider liefert zahlreiche Belege dieser geschichtskulturellen Neurose.
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Weitere Belege gebe ich in dem Text „Holocaust-Erinnerung und deutsche Identität“, 2001.
- 14.
Grass: Im Krebsgang, 2002.
- 15.
Heimrod; Schluße; Severens (Eds): Der Denkmalstreit, 1999; Stavginski: Das Holocaust-Denkmal, 2002, Kirsch: Nationaler Mythos oder historische Trauer?, 2003.
- 16.
Jureits und Schneiders Buch indiziert die Tatsache, dass der Übergang vom Moralisierungs- zum Historisierungsparadigma noch nicht wirklich vollzogen wurde, aber von der Sache her ansteht. In seiner ganzen Polemik gegen das moralistische Paradigma bleibt es dem verhaftet, wogegen es sich wendet. Es zeichnet sich durch eine erstaunliche Ausblendung gegenläufiger Tendenzen und Phänomene aus, wie sie sich etwa in den einschlägigen Arbeiten von Christian Meier in dem Buch 40 Jahre nach Auschwitz, 1987, aber auch in der skandalträchtigen Rede Martin Walsers zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche am 11. Oktober 1998 (http://www.hdg.de/lemo/html/dokumente/WegeInDieGegenwart_redeWalserZumFriedenspreis/index.html) (letzter Zugriff: 20.3.2012) nicht gerade selten finden.
- 17.
Beispielhaft sei auf die Arbeiten von Klas-Göran Karlsson verwiesen: Karlsson; Zander (Eds): Echoes of the Holocaust, 2004; dies. (Eds): The Holocaust on Post-War Battle, 2006.
- 18.
Levay; Sznaider: Erinnerung im globalen Zeitalter, 2001.
- 19.
Siehe oben Kap. 8 und Rüsen: Humanismus als Antwort auf den Holocaust, 2008.
- 20.
Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse, 1988, § 68.
- 21.
Dazu ausführlicher Rüsen: Der Ethnozentrismus und seine Überwindung, 2007.
- 22.
Dazu Ernst Tugendhat: Macht und Anti-Egalitarismus bei Nietzsche und Hitler, 2000. (http://www.zeit.de/2000/38/Der_Wille_zur_Macht/komplettansicht) (letzter Zugriff: 3.9.2011).
- 23.
Dazu Straub; Rüsen (Eds): Die dunkle Spur der Vergangenheit, 1998.
- 24.
Dazu Liebsch; Rüsen (Eds): Trauer und Geschichte, 2001. Siehe auch oben Kap. 9.
- 25.
Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern, 1967.
- 26.
Dazu ausführlicher: Rüsen: Kann Gestern besser werden?, 2003.
- 27.
Dazu grundsätzlich: Baas: Der elende Mensch, 2008.
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Rüsen, J. (2020). Die Menschlichkeit der Erinnerung – Perspektiven der Geschichtskultur. In: Geschichte denken. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29275-1_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-29275-1_12
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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