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Organisationales Oszillieren zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Beobachtungsschema Loveparade 2010 in Entscheidungsprozessen von Hilfsorganisationen

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Katastrophen zwischen sozialem Erinnern und Vergessen
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Zusammenfassung

Obwohl in Prozessen des Entscheidens in Organisationen allgegenwärtig, wurde der Bedeutung des Antizipierens als eigenständigem Phänomen „der Zukunft Form zu verleihen“ in Organisationen bislang kaum Beachtung geschenkt. In Organisationen sind Antizipation und die Konstruktion potenzieller Zukünfte in der Gegenwart eng mit organisationalem Wissen und Gedächtnis verknüpft. Auf der Grundlage einer systemtheoretischen Zugriffsweise ergänzt um Adele E. Clarkes Konzept der anticipation work wird das Beobachtungsschema Loveparade 2010 im Folgenden hinsichtlich seiner spezifischen Eigenschaften und Simplifikationsleistungen insbesondere in Prozessen der Antizipation und der Bearbeitung einer unsicheren Zukunft in Hilfsorganisationen untersucht. Anhand der Rekonstruktion und Analyse empirischen Materials aus teilnehmenden Beobachtungen von Sanitätswachdiensten während Großveranstaltungen lässt sich zeigen, wie tief sich die Irritation etablierter Routinen während der Ereignisse der Loveparade 2010 in die Gedächtnisse dieser Organisationen eingeschrieben und Jahre später noch Einfluss auf Antizipationsprozesse und operatives Entscheiden hat.

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Notes

  1. 1.

    Mein besonderer Dank gilt den Organisationen sowie all den Einsatzkräften, die ich während ihrer Einsätze begleiten durfte, die mit unerschöpflicher Geduld meine Fragen beantwortet und mir Einblick in ihren Einsatzalltag gegeben haben.

  2. 2.

    Das Teilprojekt K3-SONAR des Forschungsprojekts K3Informations- und Kommunikationskonzepte für den Krisen- und Katastrophenfall. Erforschung integrierter technischer und organisatorischer Lösungen wurde am Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover von 2015–2018 durchgeführt und vom BMBF gefördert.

  3. 3.

    Alle Namen von Personen wurden zum Zweck der Anonymisierung geändert.

  4. 4.

    Für die medizinische Absicherung privater sowie öffentlicher Veranstaltungen ab einer bestimmten Größe und einem gewissen Gefahrenpotential können Veranstalter die Durchführung eines Sanitätswachdienstes in Auftrag geben bzw. sind sie im Falle bestimmter Arten von Veranstaltungen sogar dazu verpflichtet. Hilfsorganisationen wie u. a. der Arbeiter-Samariter-Bund, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter-Unfall-Hilfe sowie der Malteser Hilfsdienst bieten diese Dienstleistung im Rahmen einer privatrechtlichen Vereinbarung (Vertrag) im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs an. Unter Berücksichtigung der Art der Veranstaltung, der Veranstaltungsörtlichkeiten, der Anzahl der potenziell medizinisch zu versorgenden Menschen sowie der sonstigen Rahmenbedingungen gilt es die medizinische Versorgung von Patienten zu gewährleisten.

  5. 5.

    Siehe in diesem Zusammenhang in Bezug auf die Externalisierung von Wissen u. a. auch Kastl 2014, S. 105.

  6. 6.

    http://als-infoflip.de/deutsch/Maurer_Formular19.pdf

  7. 7.

    Dieser Algorithmus wurde ebenfalls für die Gefahrenanalyse im Forschungsprojekt EVA – Risiko Großveranstaltung unter Beteiligung des Instituts für Feuerwehr- und Rettungstechnologie Dortmund entwickelt. Dieser wird allerdings (bisher), soweit wir beobachten konnten, in Hilfsorganisationen nicht verwendet.

  8. 8.

    Was allerdings auch nicht völlig losgelöst von gesellschaftlich konstituierten Risikowahrnehmungen möglich ist.

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Langhof, A. (2020). Organisationales Oszillieren zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das Beobachtungsschema Loveparade 2010 in Entscheidungsprozessen von Hilfsorganisationen. In: Heinlein, M., Dimbath, O. (eds) Katastrophen zwischen sozialem Erinnern und Vergessen. Soziales Gedächtnis, Erinnern und Vergessen – Memory Studies. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28933-1_6

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