Zusammenfassung
Der Beitrag gibt eine Einführung und Bestandsaufnahme zur Workload-Thematik im Kontext des Bologna-Prozesses und nimmt anhand der bestehenden Herausforderungen eine inhaltliche Einordnung der Beiträge des Sammelbands vor. Dazu wird zunächst ein Blick auf Entstehung und Stand der Konzeption, Administration und Messung des studentischen Workloads geworfen. Anschließend werden zentrale Probleme und Herausforderungen zusammengetragen. Es bestehen theoretisch-konzeptionelle Herausforderungen durch das Fehlen einer hinreichend dimensionierten Modellvorstellung vom Lernen und Verhalten Studierender im Studium, methodische Herausforderungen infolge einer noch weitgehend lückenhaften Methodenforschung und methodisch unterkomplexer Workload-Erhebungen sowie administrative Herausforderungen durch den meist ausbleibenden oder unzureichend vorgenommenen Abgleich zwischen formal veranschlagtem und dem tatsächlichen Workload der Studierenden. Der Beitrag schließt mit einer Zusammenschau der Sammelbandbeiträge und deren thematischer Einordnung ab.
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Notes
- 1.
Verbindliche übergreifende Regelungen, in welchen Verhältnis Präsenz- und Selbststudium in einem Studiengang oder einer Lehreinheit (Modul) zueinander stehen sollen, bestehen nicht. Allerdings muss der jeweils angesetzte Anteil von Präsenz- und Selbststudium für jede Lehreinheit in den Studiendokumenten konkret benannt werden. Mitunter wird dabei auch die veranschlagte Zeit für die Prüfungsvorbereitung aufgeführt.
- 2.
Im Zentrum der Untersuchung standen meist die Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung in Zeiten zunehmender Industrialisierung. In der ehemaligen Sowjetunion wurde zudem die im Rahmen der Planwirtschaft veranschlagte Arbeitszeit in Produktionsprozessen gemessen (dazu Pütz 1970 und Blass 1980). Später wurden zudem auch soziale Prozesse in den Fokus genommen, die neben der reinen Arbeitszeitmessung auch die Freizeitgestaltung und sonstige Zeitnutzung hinterfragten. Wolf Blass (1980) benennt drei historischen Trends für die frühen Zeitbudgetstudien: „Geldbudget-Forschung, Taylorismus und die sowjetische Kulturrevolution“ und macht den ersten Höhepunkt der Zeitbudgetforschung in den 1920er Jahren fest (ebd. S. 24 ff.). Er verweist dabei auf Karl Pütz (1970), der die Zeitbudget-Forschung bis dahin als „weitgehend ohne theoretische Fundierung rein deskriptiv“ beschreibt (vgl. Pütz 1970, zitiert nach Blass 1980, S. 27).
- 3.
Zu nennen ist dabei bspw. der an der Universität Konstanz beheimatete Studierendensurvey, der in zahlreichen Befragungswellen bereits seit Mitte der 1980er Jahre die zeitlichen Anforderungen im Studium detailliert beleuchtet. Auch die seit 1951 regelmäßig durchgeführte Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks erfragte bereits früh Zeitbudgets von Studierenden.
- 4.
In einer ausgiebigen Recherche nach Literatur zu Workload und Determinanten des Studienerfolgs hat Rolf Schulmeister fast 300 Studien gefunden, die sich mit der Lernzeit im Bachelor, Varianten des Lernverhaltens und/oder anderen Faktoren des Studienerfolgs befassen (siehe Schulmeister in diesem Band).
- 5.
In einer Studie der HRK (Kaufmann et al. 2010) aus der Hauptumstellungszeit auf Bachelor- und Masterstudiengänge wird gezeigt, dass der Workload nur in etwa der Hälfte der Fachbereiche aller deutscher Hochschulen erhoben wird (ebd. S. 28) und nahezu jeder vierte Fachbereich Workload-Messungen gar ablehnt.
- 6.
Bspw. der Verwaltungsgerichtshof in Baden-Württemberg (9 S 1145/16). Beklagt wurde in erster Linie eine unzulässige Einschränkung der Berufsfreiheit der Studierenden durch die Präsenzpflicht. Im Urteil schließen die Richterinnen und Richter eine grundsätzliche Zulässigkeit von Präsenzpflichten in Lehrveranstaltungen nicht aus, formulieren jedoch genaue Voraussetzungen.
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Danksagungen
Der Sammelband ist das Ergebnis eines fast vier Jahre währenden Prozesses, an dem sehr viel mehr Menschen als nur die Herausgebenden und AutorInnen beteiligt waren. Deshalb möchten wir an dieser Stelle all denen danken, die zum Entstehen des Sammelbandes maßgeblich beigetragen haben. Der Sammelband ist – wenn auch mit erheblichem zeitlichem Nachlauf – im Nachgang einer Tagung mit dem Titel „Studentischer Workload – Definition, Messung und Einflüsse“ entstanden, die 2016 unter Schirmherrschaft des Zentrums für Quantitative Empirische Sozialforschung (QUANTEL) an der Universität Leipzig stattfand. Obwohl zunächst nur im kleinen Rahmen geplant, hat der Workshop auch überregional Resonanz erzeugt und vor allem gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit Fragen des studentischen Workloads – insbesondere seine theoretischen Grundlagen, als auch Fragen nach der Messung – ein ernst zu nehmendes Forschungsfeld darstellen, in dem es noch zahlreiche Erkenntnislücken gibt und für das ein solcher Sammelband neben einem Überblick wichtige Impulse geben kann. An erster Stelle möchten wir natürlich den Autorinnen und Autoren des Bandes für ihre Beiträge und die geduldige Umsetzung so mancher Änderungswünsche danken. Darüber hinaus geht unser Dank an den Verlag Springer VS für die Unterstützung und Betreuung des Projektes, dort insbesondere an Dr. Cori Antonia Mackrodt und Daniel Hawig, die uns in allen Phasen des Projektes zur Seite standen.
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Großmann, D., Engel, C., Junkermann, J., Wolbring, T. (2020). Konzeption und Messung studentischen Workloads. Ein Überblick zu Entstehung, Stand und Herausforderungen. In: Großmann, D., Engel, C., Junkermann, J., Wolbring, T. (eds) Studentischer Workload. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28931-7_1
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