Ursprünge und Protreptik des Science-Slams

Zusammenfassung

Im vorliegenden Aufsatz wird die antike rhetorische Technik der Hinführung zu einer bestimmten Fachdisziplin – bekannt als Protreptik – im Science-Slam aufgespürt und untersucht. Die aktuelle Forschung setzt sich vornehmlich mit dem Science Slam aus der Rezeptionsperspektive auseinander. Dabei werden rhetorische Aspekte übersehen, die für die kulturgeschichtliche und medientheoretische Einordnung des Science-Slams wichtig sind. Im vorliegenden Beitrag konzentrieren wir uns auf jene rhetorischen Techniken des Science-Slams, welche eine protreptische Strategie durchblicken lassen. Der Vergleich mit früheren rhetorischen Strategien der Wissenspopularisierung erweitert unser Verständnis des soziokulturellen Geflechts, in dem die Kommunikationsform Science-Slam zur Entfaltung kommt. Vor diesem Hintergrund werden protreptische Aspekte aufgegriffen, die sowohl mit Professionalisierungsprozessen als auch mit der Inszenierung höherer Ziele zusammenhängen. Der Unterschied zur traditionellen Protreptik ist nicht so sehr in der medialen Professionalisierung wie in der Vielfalt der Legitimationsansätze zu finden. Wo früher eine bestimmte Philosophieschule den Anspruch erhob, den sicheren Hafen des Lebens zu sein, finden wir heute eine vergleichbare, wenn auch fragmentierte Aussicht auf wahre Erkenntnisse über die großen Fragen der Menschheit.