Zusammenfassung
Lehrer*innen sind in erster Linie Fachleute für das Lehren und Lernen, sie haben einen Bildungs- und Erziehungsauftrag, beraten und beurteilen, und sie bringen sich in Schulentwicklungsprozesse ein. Selbst zu forschen gehört, im Gegensatz zu vielen anderen Berufsfeldern, in die Universitätsabsolvent*innen münden, nicht zu ihrem originären Aufgabenbereich. Um aber in Anlehnung an den Anspruch eines reflective practitioner Reflexionskompetenz bei Lehramtsstudierenden anzubahnen und sie dabei zu unterstützen, Erkenntnisse der Bildungsforschung einordnen, interpretieren und in die Praxis transferieren zu können, ist die Entwicklung einer forschenden Grundhaltung notwendig. Diese kann entstehen, indem im Rahmen der universitären Lehrer*innenbildung Forschungsprozesse selbst durchlaufen und durchgeführt werden. An der Universität Bremen macht sich das ForstAintegriert-Projekt For BiPEb (Forschendes Studieren in den Bildungswissenschaften des Primar- und Elementarbereichs) zur Aufgabe, entsprechende hochschuldidaktische Formate curricular zu verankern. Der vorliegende Beitrag erläutert die Projektkonzeption sowie die mit ihr verbundene Zielstellung und beschreibt vor dem Hintergrund einer Erhebung zu studentischen Präkonzepten zum Forschenden Studieren konkrete Maßnahmen, mit denen dieser Anspruch im Rahmen des Projekts diversitätssensibel umgesetzt wird.
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Wir nutzen bewusst den Begriff des Forschenden Studierens und verzichten auf die Verwendung des Begriffs Forschendes Lernen. Eine Begründung dafür findet sich im Beitrag von Thünemann et al. (in diesem Band).
- 2.
Auf die Besonderheiten des Elementarbereichs, der innerhalb des Studiengangs als Schwerpunkt gewählt werden kann, wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen, da der Beitrag explizit die Lehrer*innenbildung fokussiert.
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Ausführlich zum Diskurs vgl. u. a. Hanft (2015).
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Zwar kann auch die Entwicklung eines forschenden Habitus als homogenisierendes Ziel (wie im Übrigen alle festgeschriebenen und nicht individualisierten Ziele) betrachtet werden. Dadurch, dass die unterschiedlichen Kompetenzen, Interessen und Vorstellungen der Studierenden aber diskursiv offengelegt und in Form unterschiedlicher Perspektiven auf Forschung nutzbar gemacht werden, werden weder festgelegte Wege noch die konkrete Ausgestaltung des Habitus vorgegeben.
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Bei den in doppelten Anführungszeichen gesetzten Aussagen handelt es sich um wörtliche Zitate aus den Fragebögen.
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Wittkowski, A., Baar, R., Thünemann, S., Korff, N. (2020). Studentische Erwartungen berücksichtigen, Diversität als Ressource begreifen – Studiengangsentwicklung im Grundschullehramt. In: Hoffmeister, T., Koch, H., Tremp, P. (eds) Forschendes Lernen als Studiengangsprofil. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28825-9_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-28825-9_10
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