Skip to main content

Soziale Bewegung

  • Chapter
  • First Online:
Die Erfindung der modernen Demokratie
  • 3245 Accesses

Zusammenfassung

Dieses Kapitel ist etwas länger geworden, weil es bisher keine Darstellung der Französischen Revolution als Soziale Bewegung gibt. (Zur Literatur für dieses Kapitel siehe u. a. Arendt 1958, Bluche 1988, Bösch 2011, Chartier 1990, Conze 1972, Deslandres 1977, Ebertz 1987, Etzioni 1975, Fischer 1974, Forrest 1996, Furet 1969, Furet/Ozouf 1996, Furet/Richet 1968, Gallo 2007, Gauchet 1995, Giddens 1988, Goertz 1987, Goertz 1993, Hobsbawm 1977, Hunt 1989, Jeschonnek 1989, Kruse 2005, Kuhn 2013, Lieber/Helmer 1988, Maier 1973, Michelet 1988, Na’aman 1975, Pankoke 1970, Rammstedt 1978, Raschke 1988, Reichardt 2012, Richet 1996, Rucht 1994, Schulin 2013, Soboul 1978, Talmon 1961, Tarrow 1994, Tarrow 1995, Thamer 2013, Tilly 1993, Tilly/Wood 2009, Weis 1981, Willms 2014, Ziebura 1979, Ziebura 1981.) Die voluminöse Geschichtsschreibung hat zwar Teilbewegungen, wie die „Pariser Volksbewegung“, beschrieben, aber keine zusammenhängende Revolutionsbewegung. Zur besseren Übersicht stehen deshalb hier zu Beginn ein paar übergreifende Thesen.

Nicht die Skeptiker, die Enthusiasten schaffen das Neue.

Ludwig Marcuse

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 89.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Zur Literatur für dieses Kapitel siehe u. a. Arendt 1958, Bluche 1988, Bösch 2011, Chartier 1990, Conze 1972, Deslandres 1977, Ebertz 1987, Etzioni 1975, Fischer 1974, Forrest 1996, Furet 1969, Furet/Ozouf 1996, Furet/Richet 1968, Gallo 2007, Gauchet 1995, Giddens 1988, Goertz 1987, Goertz 1993, Hobsbawm 1977, Hunt 1989, Jeschonnek 1989, Kruse 2005, Kuhn 2013, Lieber/Helmer 1988, Maier 1973, Michelet 1988, Na’aman 1975, Pankoke 1970, Rammstedt 1978, Raschke 1988, Reichardt 2012, Richet 1996, Rucht 1994, Schulin 2013, Soboul 1978, Talmon 1961, Tarrow 1994, Tarrow 1995, Thamer 2013, Tilly 1993, Tilly/Wood 2009, Weis 1981, Willms 2014, Ziebura 1979, Ziebura 1981.

  2. 2.

    Furet/Richet 1968, S. 99. Auch zum Folgenden.

  3. 3.

    Raschke 1988, S. 77.

  4. 4.

    Vgl. u. a. Ebertz 1987, Goertz 1987, 1993.

  5. 5.

    Von bloßen Ideen unterscheiden sich Ideologien durch einen höheren Systematisierungsgrad sowie dadurch, dass sie auf das Handeln kollektiver Akteure bezogen sind. Sie dienen der Orientierung und Legitimierung des Handelns kollektiver Akteure. Es ist schwierig, die Entstehung von Ideologien zeitlich zu fixieren und festzulegen, welches die erste Ideologie war. Leichter ist es, von den ersten „Ideologen“ zu sprechen, den Wissenschaftlern und Philosophen nämlich, die diesen Begriff zur positiven Selbstbezeichnung verwandten: „Ideologie“ sollte ursprünglich die Wissenschaft von den Ideen werden, der Versuch, mit den Mitteln strenger Wissenschaft etwas über Bildung und Entstehung der Ideen herauszufinden. – Durch den Machtpolitiker Napoleon wurde „Ideologie“ am Beginn des 18. Jh. zum Schimpfwort, zum politisch instrumentalisierten Kampfbegriff. Beide, wissenschaftliche „Ideologen“ und der Möchtegern-Realpolitiker Napoleon, reagierten auf die Zunahme des ideellen Elements in der Politik. Insofern war auch die Entstehung des Ideologiebegriffs im Gefolge der Französischen Revolution alles andere als zufällig.

    Es ist die Inkubationszeit der großen Ideensysteme des Liberalismus, Konservativismus, Sozialismus, Kommunismus und man wird das 19. Jahrhundert das „Zeitalter der Ideologien“ nennen. Der voluntaristische Gebrauch systematisierter Ideen durch kollektive Akteure, dieses Spezifikum von Ideologie und moderner Gesellschaft, entstand in der Französischen Revolution.

  6. 6.

    Vgl. Giddens 1988.

  7. 7.

    Dazu vgl. Abschn. 13.8. Gerade im Revolutionsbegriff schwang vieles mit, was auch für Soziale Bewegung charakteristisch war: Machbarkeit, „Parteilichkeit“, Gewaltsamkeit, Volkssouveränität, Handlungskollektive, Aktivismus, Bruch mit der etablierten Ordnung, Zukunfts- und Heilserwartungen.

  8. 8.

    An die Stelle von Ständen trat zunächst die „Nation“ – der König behielt seine Chance. In der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte sowie in der Verfassung von 1791 war die Souveränität der Nation zugeordnet. Formell war von „Volkssouveränität“ noch nicht die Rede.

  9. 9.

    So bei Willms 2014.

  10. 10.

    Vgl. Bösch 2011, Chartier 1990.

  11. 11.

    Vgl. Hobsbawm 1977. Die spezifische Rahmenbedingung war die avancierte Metropole. Neben Paris kam auf dem europäischen Entwicklungsstand des 18. Jahrhunderts nur noch London in Betracht. Dort hatten die Levellers schon im 17. Jahrhundert ansatzweise den Humus gefunden, aus dem moderne Sozialbewegungen hervorgehen können: die besonderen Interaktions- und Kommunikationsbedingungen einer Groß- und Hauptstadt, mit einer frühen, auf engem Raum lebenden Massenbevölkerung.

  12. 12.

    Beide Zitate bei Richet 1996.

  13. 13.

    Furet/Ozouf 1996, Bd. II, S. 819.

  14. 14.

    Richet 1996, S. 244.

  15. 15.

    Sieyès hatte im Juni 1789 in Versailles, kurz bevor der Begriff „Nationalversammlung“ angenommen wurde, davon gesprochen, dass der dritte Stand ohne die beiden anderen Stände „bereits sechsundneunzig Hundertstel der Nation vertraten“. Michelet 1988, Bd.1, S. 88.

  16. 16.

    Thamer 2013, S. 70.

  17. 17.

    Vgl. u. a. Hunt 1989.

  18. 18.

    Zu diesen und den folgenden Redezitaten vgl. Fischer 1974.

  19. 19.

    Forrest 1996 hat das Zusammenwirken verschiedener Komponenten bei der Schaffung einer Revolutionsarmee treffend zusammengefasst:

    • Revolutionäre Motivation, Elan und Überzeugung (besonders der Freiwilligen, aber auch neuer Führungskräfte).

    • Politisch-militärische Aufstiegs-, Mitwirkungs- und Kontrollmöglichkeiten (z. B. auch weitgehende Interventionen von „Volksvertretern in Mission“ bzw. parlamentarischen Kriegskommissaren oder die von ihren Mannschaften gewählten unteren Offiziere).

    • Strategische und taktische Innovationen (angepasst an Möglichkeiten einer aktiven, eigenmotivierten Massenarmee).

    • Aktive Politisierung von unten und oben.

  20. 20.

    Zum Konzept totalitärer Bewegung vgl. auch Arendt 1958 und Raschke 1988.

  21. 21.

    So Kruse 2015, S. 219.

  22. 22.

    Die Zahl der Hinrichtungen eskalierte vom November 1793 an. „84 % der Hingerichteten gehörten (…) dem Dritten Stand im weitesten Sinne an.“ Vielfach waren politische (Aufstände) oder wirtschaftliche (Maximum) Krisen der Hintergrund. „Einen direkten ideologischen Charakter erhielt der Terror (…) in seiner letzten Phase. In den letzten sieben Wochen des Regimes (…) wurden über 2.500 Menschen guillotiniert, während weder von politischer noch von wirtschaftlicher Not geredet werden konnte.“ Schulin 2013, S. 228 f.

  23. 23.

    „Anklagen, Säubern und die Verfolgung der Konterrevolutionäre hat Maximilien schon immer zu seinen Aufgaben gerechnet, durch seine Wahl in den Ausschuß hat sich daran nichts geändert.“ Gallo 2007, S. 206. Insgesamt hat er nur wenige der vielen Dekrete des Wohlfahrtausschusses unterschrieben – regiert haben andere. Er war „das ideologische Aushängeschild für die politischen Praktiker im Ausschuß“. Vgl. Schulin 2013, S. 235.

  24. 24.

    Für eine frühe Thematisierung totalitärer Demokratie vgl. Talmon 1961. Demokratie (für Robespierre meist noch „Republik“) war ein primäres Ziel in der Schlussphase der Französischen Revolution (nicht ein irgendwie sekundäres Moment wie z. B. später in kommunistischen „Volksdemokratien“).

  25. 25.

    Vgl. Tilly/Wood 2009 und Tarrow 1994.

  26. 26.

    Literatur zur amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung u. a. Weis 1981, Maier 1973; Tarrow 1994, Tilly/Wood 2009.

  27. 27.

    Weis 1981, S. 66.

  28. 28.

    A.a.O., S. 68.

  29. 29.

    Dagegen haben die Führer der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung durch Beobachtung von Erfahrungen der zeitgleichen britischen Wilkes-Bewegung für ihr Vorgehen gelernt. Dies war ihre Bezugsgesellschaft, der sie politisch-kulturell und historisch verbunden waren.

  30. 30.

    Tilly/Wood 2009 hielten offensichtlich die französische Revolutionsbewegung für einen ernsthaften Favoriten, schlossen sie aber wegen geringer Dauer und „Implementation“ aus.

  31. 31.

    Tarrow 1995, S. 1142.

  32. 32.

    Vgl. u. a. Rammstedt 1978, Pankoke 1970, Lieber/Helmer 1988.

  33. 33.

    Vgl. Na’aman 1975.

  34. 34.

    Conze 1972, S. 229 ff.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Joachim Raschke .

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2020 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Raschke, J. (2020). Soziale Bewegung. In: Die Erfindung der modernen Demokratie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28668-2_13

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-28668-2_13

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-28667-5

  • Online ISBN: 978-3-658-28668-2

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics