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Part of the book series: Wirtschaft + Gesellschaft ((WUG))

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Zusammenfassung

Der Beitrag enthält eine Kritik von Thomas Piketty’s bekannter Abhandlung „Kapital im 21. Jahrhundert“. Piketty analysiert die aktuellen Krisen des Kapitalismus auf der Basis langfristiger, international vergleichender Zeitreihenanalysen; im Zentrum steht das Problem der exzessiven Ungleichverteilung und zugleich des starken Wachstums der Vermögen in den westlichen Industrieländern. Pikettys Analyse ist freilich auf die Verteilungsseite des wirtschaftlichen Prozesses konzentriert, es fehlt eine überzeugende Untersuchung der Produktion und der Determinanten des Wachstums. In dem Beitrag wird (anknüpfend an Beitrag 10) ein soziologisches Mehrebenenmodell zur Erklärung des Wirtschaftswachstums skizziert, das im Ergebnis die Krisendiagnose Pikettys bestätigt und dazu beitragen kann, sie überzeugender zu begründen.

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Notes

  1. 1.

    Im Zähler dieses Quotienten steht der Marktwert der privaten und öffentlichen Vermögen eines Landes. Eingeschlossen sind reale Vermögensgegenstände (Land, Gebäude, Maschinen, Anlagen, Infrastruktur), immaterielle Vermögenswerte (z. B. Patente), Finanzvermögen (Bankguthaben, Fondsanteile, Aktien, Anleihen, Lebensversicherungen etc.) abzüglich Schulden. Im Nenner steht das Volkseinkommen, d. h. die Summe der jährlichen Einkommen aus Erwerbstätigkeit (Löhne, Gehälter, Boni) und Vermögen (Mieten, Dividenden, Zinsen, Gewinne, Gebühren).

  2. 2.

    Piketty definiert die Kapitalrendite als Quotient zwischen der Summe der Kapitaleinkommen und dem Marktwert der Vermögen.

  3. 3.

    Die Universität Chicago führte sogar eine Meinungsumfrage unter ihren Wirtschaftswissenschaftlern zu Pikettys Formel durch. Es stellte sich heraus, dass unter den 43 Befragten nur eine Pikettys Position teilte, dagegen 27 sie ablehnten (FAZ vom 20.10.2014).

  4. 4.

    „Auf jeden Fall stellt diese hohe Stabilität des reinen Kapitalertrages über einen sehr langen Zeitraum – oder wahrscheinlich dieser leichte Rückgang von etwa einem Viertel oder einem Fünftel, von 4–5 % im 18. und 19. Jahrhundert auf 3–4 % heute – für unsere Untersuchung einen wichtigen Umstand dar, auf den wir noch ausführlich zurückkommen werden“ (Piketty 2014, S. 274).

  5. 5.

    Piketty selbst illustriert die spektakuläre Zunahme der Kaufkraft am Beispiel des Fahrrades, dessen in Lohneinheiten ausgedrückter Preis in Frankreich im Zeitraum 1890 bis 1970 um den Faktor 40 abnahm (Piketty 2014, S. 125/126).

  6. 6.

    Ich gebrauche den Begriff des „kreativen Handelns“ hier in Anlehnung an Hans Joas (1992) und Jens Beckert (1997), die dieses Konzept aus der Tradition des amerikanischen Pragmatismus (Dewey, Mead) aufgenommen und für die Wirtschaftssoziologie fruchtbar gemacht haben.

  7. 7.

    „Und wir werden sehen, dass überhaupt an der Schwelle der Neuzeit keineswegs allein oder vorwiegend die kapitalistischen Unternehmer des Handelspatriziats, sondern weit mehr die aufstrebenden Schichten des gewerblichen Mittelstandes die Träger derjenigen Gesinnung waren, die wir hier als ‚Geist des Kapitalismus‘ bezeichnet haben. Auch im 19. Jahrhundert sind nicht die vornehmen Gentlemen von Liverpool und Hamburg mit ihren altererbten Kaufmannsvermögen, sondern die aus oft recht kleinen Verhältnissen aufsteigenden Parvenüs von Manchester oder Rheinland-Westfalen ihre klassischen Repräsentanten. Und ähnlich stand es schon im 16. Jahrhundert: die damals neu entstehenden Industrien sind meist dem Schwerpunkt nach von Parvenüs geschaffen“ (Weber 2006, S. 87).

  8. 8.

    Long und Ferrie (2013) stellen für die USA sogar tendenziell abnehmende Mobilitätsraten im 20. Jahrhundert fest. Siehe dazu jedoch die Kritik von Xie und Killewald (2010).

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Deutschmann, C. (2020). Piketty und die Zukunft des Kapitalismus. In: Trügerische Verheißungen: Markterzählungen und ihre ungeplanten Folgen. Wirtschaft + Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28582-1_11

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  • Print ISBN: 978-3-658-28581-4

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