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Der Einfluss von Amtsinhaberkandidaturen und des parteipolitischen Hintergrundes auf die Direktwahl des (Ober-)Bürgermeisters – Eine vergleichende Analyse bundesdeutscher (Ober-)Bürgermeisterwahlen

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Part of the book series: Stadtforschung aktuell ((STADT))

Zusammenfassung

Für die Direktwahl der (Ober-) Bürgermeister ist die These der Entparteipolitisierung umstritten. Die Studie befasst sich angesichts eines empirisch nicht zufriedenstellenden Forschungsstandes mit Existenz und Effekten des Amtsinhaberbonus. Einbezogen wurden insgesamt 2113 Kandidaturen aller Parteien, Wählervereinigungen und Einzelbewerber aus 665 Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern. Im Ergebnis dominieren CDU/CSU und SPD weithin die kommunale Situation. Sie stellen 982 Kandidaten zur Wahl (46,5 %), 140 davon in den Städten über 100.000 Einwohner, knapp jede zweite dieser Kandidaturen ist erfolgreich. In den eher konkordanzdemokratisch geprägten Flächenbundesländern ist dagegen der Anteil parteiloser Wahlsieger oder Wahlsieger der Freien Wähler bzw. der lokalen Wählervereinigungen mit knapp 40 % relativ hoch. Der Amtsinhaberbonus hat – vorzugsweise in Kommunen mit einer niedrigeren Einwohnerzahl – einen gewissen stabilisierenden oder beharrenden Effekt. Mittels einer entsprechenden logistischen Regression kommt die Studie zu dem Schluss, dass ein deutlicher Vorteil von Amtsinhaberkandidaturen in der Fläche existiert, wenn er auch nach Größenklassen differiert. Dennoch ist gerade in den Kleinstädten eine positive Legitimationsbilanz aufweist.

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Notes

  1. 1.

    Im Sinne der Lesbarkeit wird im gesamten Artikel das generische Maskulinum verwendet. Wenn nicht anders erwähnt, werden damit jedoch keine geschlechtsspezifischen Aussagen getroffen.

  2. 2.

    Ergänzend fragen Stoiber und Egner (2008) ob und inwieweit – in Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz – der Amtsinhaberbonus auf die Partei des (Ober-)Bürgermeisters auf nachfolgende Wahlen zur Kommunalvertretung einwirkt und diese davon profitieren kann. Die Hypothese eines übertragbaren Amtsinhaberbonus konnte so bspw. bestätigt werden. Alle Vergleichsfälle zeigen eine relativ hohe Intensität an Parteipolitisierung in den Kommunalvertretungen auf (Stoiber und Egner 2008, S. 309).

  3. 3.

    Als prominenter Fall, in dem bei einer der beiden sog. großen Volksparteien (hier: CDU) eine Kandidatur eines parteilosen Kandidaten als Einzelbewerber unterstützt wurde, wurde die kreisfreie Stadt Duisburg ausführlich analysiert. Erhebungen zeigten, dass der Kandidat – immerhin langjähriger Rektor der ansässigen Universität – weit weniger bekannt war, als SPD- und CDU-Kandidaten in den anderen Fallstädten. Eine Verknüpfung zur Partei wurde und konnte seitens Wählerschaft nicht gezogen werden, womit sie ihn auch nicht als Kommunalpolitiker identifizieren konnten. Interviewpartner führten das Wahlergebnis des besagten Kandidaten teils auf das Fehlen eines Hinweises zur Unterstützung der CDU zurück (vgl. Andersen und Bovermann 2002).

  4. 4.

    Als Abgrenzungsmerkmal zu Parteien und unabhängigen Einzelpersonen werden alle Wählervereinigungen unter dem Label freier, unabhängiger Wähler zusammengefasst. Die Nomenklatur erstreckt sich dabei von ‚Bürgerliste (BL)‘, ‚Freie Wähler (FW)‘ oder ‚Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG)‘ mit und ohne Stadt- oder Namenszusatz.

  5. 5.

    Die Erhebung dieser Fälle konnte allerdings nicht systematisch und trennscharf gewährleistet werden, sodass auf eine Aussage an dieser Stelle verzichtet werden muss.

  6. 6.

    Wir folgen hier der Empfehlung, sich in der Interpretation der Regressionskoeffizienten B auf Vorzeichen zu beschränken. Weder werden die absoluten Beträge der Regressionskoeffizienten B, noch die der Effektkoeffizienten Exp (B) oder die Odds-Ratios inhaltlich bewertet. Die Vorgehensweise genügt in den meisten Fällen, um Hypothesen empirisch zu überprüfen (vertiefend Best und Wolf 2010, S. 832; Behnke 2015, S. 73 ff.).

  7. 7.

    Modell 1 ist insgesamt statistisch signifikant (Chi-Quadrat(4) = 576,10, p = ,000).

  8. 8.

    In der grafischen Interpretation (nicht dargestellt) kann dargelegt werden, dass die positive Wirkung der Amtsinhaberkandidatur leicht abgeschwächt wird.

  9. 9.

    Modell 2 ist insgesamt statistisch signifikant (Chi-Quadrat(2) = 491,08, p = ,000).

  10. 10.

    Angesichts des ungleich höheren Anteils der Volksparteien unter den Amtsinhaberkandidaturen wird die Parteizugehörigkeit als solche nicht in das Modell aufgenommen.

  11. 11.

    Das Modell ist insgesamt statistisch signifikant (Chi-Quadrat(6) = 38,856, p = ,000). Nagelkerkes R-Quadrat ist noch gerade im akzeptablen Wertebereich (,163). Der Hosmer-Lemeshow-Test ist allerdings nicht signifikant (p = ,119), was zumindest auf eine akzeptable Anpassungsgüte des Modells hindeutet.

  12. 12.

    Die Abwesenheit der statistischen Signifikanz bedeutet aber auch nicht, dass gar kein Einfluss gegeben ist.

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Holtkamp, L., Garske, B. (2020). Der Einfluss von Amtsinhaberkandidaturen und des parteipolitischen Hintergrundes auf die Direktwahl des (Ober-)Bürgermeisters – Eine vergleichende Analyse bundesdeutscher (Ober-)Bürgermeisterwahlen. In: Egner, B., Sack, D. (eds) Neue Koalitionen – alte Probleme. Stadtforschung aktuell. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28452-7_3

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