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Ein Besuch im Vatikan und die Einsicht, dass zwei päpstliche Weckrufe zur Bewahrung der Schöpfung auch in einem ÖPP-Kontext stehen

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Zusammenfassung

Es gibt ihn tatsächlich, den eindeutigen Zusammenhang zwischen den päpstlichen (und anderen) Bestandsaufnahmen zum alarmierenden Zustand des Planeten Erde und einem expliziten Auftrag an alle öffentlichen und privaten Akteure im Bereich der Daseinsvorsorge, sich mit besonderem Engagement an der Abwendung dieser existentiellen Gefährdung zu beteiligen. Das genau ist aus dem allgemeinen Verständnis von Daseinsvorsorge abzuleiten, an deren christlich-abendländische Wurzeln wir ich dieser Stelle erinnern will. Als lebenskluge Menschen wissen Sie, liebe Leser, dass der theoretisch kleine und unstrittig auch nötige Schritt von der unwiderlegbaren Einsicht zum praktischen Handeln oft unendlich lang und beschwerlich ist. Diese Zeit aber haben wir nicht mehr. Denn schon jetzt haben wir durch zu langes Zuwarten, Verdrängen und Ignorieren ein Stadium erreicht, in dem es – ohne jedes Pathos – um Sein oder Nichtsein geht. Damit wir endlich die nötigen Schlussfolgerungen ziehen, brauchen wir einen Mix aus der Überzeugungskraft von Menschen mit höchster moralischer Integrität und politisch-administrativem Einfluss. Papst Franziskus hat mit dem Gewicht seiner Person und seines Amtes Weckrufe zu Papier gebracht, die wir nicht mehr überhören dürfen. Die Begegnung eines der Autoren mit ihm Ende August 2018 hat dafür noch einmal das Bewusstsein geschärft. Sie war zudem der Auslöser dafür, den Stellenwert Öffentlich-Privater Partnerschaften auch im Kontext mit der Überlebensfähigkeit unseres Planeten zu hinterfragen.

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Notes

  1. 1.

    Unter ihnen war auch einer der Autoren des vorliegenden Buches, Prof. Dr. Michael Schäfer.

  2. 2.

    Nach Recherchen in erster Linie über die Plattform des Presseamtes des Heiligen Stuhls (http://www.vatican.va/news_services/press/index_ge.htm) hat es eine Zusammenkunft mit der Bedeutung und dem Teilnehmerkreis des „Römischen Forums 2018“ zuvor noch nie gegeben. Allein der BDE hat 750 Mitgliedsunternehmen.

    Referenzgröße für die Familienunternehmen ist der Bundesverband der Familienunternehmen. Er hat 6000 Mitglieder, von denen jedes einen Jahresumsatz von mindestens einer Million Euro und zehn Mitarbeiter aufweisen muss. Von diesen wiederum waren einige der größten in Rom vertreten. Hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass sie nahezu ausnahmslos von ihren Inhabern repräsentiert wurden.

  3. 3.

    Wer sägt schon am Ast, auf dem nicht nur er, sondern auch seine Kinder und Kindeskinder sitzen, könnte man diese besondere Eigentumsform unter Hinweis auf Volkes Spruchbeutel umschreiben. Diese Konstellation bietet schon eine gewisse Garantie dafür, dass der Begriff der Nachhaltigkeit nicht zur Phrase verkommt.

  4. 4.

    Franziskus wurde am 13. März 2013 in Rom zum Papst gewählt. Das Apostolische Schreiben, aus dem wir hier zitieren, wurde also bereits acht Monate nach seiner Inthronisierung – das ist in vatikanisch-päpstlichen Maßstäben ein kurzer Zeitraum – veröffentlicht.

  5. 5.

    Wir haben etliche Veröffentlichungen zu diesem Apostolischen Schreiben zur Kenntnis genommen. Zumeist wird dort quasi als „Kurzfassung“ nur der Satz „diese Wirtschaft tötet“ zitiert.

  6. 6.

    Sie haben natürlich längst erkannt, dass mit dem Beispiel das inhabergeführte Unternehmen Trigema aus Süddeutschland gemeint ist. Das öffentliche Auftreten des Inhabers findet nicht nur Zuspruch. Es scheint aber so zu sein – wir haben dazu viele im Internet verfügbare Veröffentlichungen seriöser Printmedien zur Kenntnis genommen –, dass die gerade skizzierten Fakten zur unternehmerischen Betätigung zutreffen.

  7. 7.

    Umfassendere Aussagen, die diese Wertung erhärten, finden Sie im folgenden Kap. 13. Schauen Sie aber auch in Ihre Umgebung. Dort werden Sie viele kleine und mittlere ortsansässige Unternehmer treffen, denen die Firma noch komplett gehört, und die deshalb, weil sie genau nach den gerade genannten Regeln agieren, großen öffentlichen Respekt genießen.

  8. 8.

    Als Initiatorin von Fridays for Future gilt die schwedische Schülerin Greta Thunberg, die sich erstmals im August 2018 mit ihren Forderungen im Rahmen einer Aktion vor dem schwedischen Parlamentsgebäude an die Öffentlichkeit wandte. Der Protest findet inzwischen weltweit statt und wird von den Schülern und Studierenden selbst organisiert. Am 15. März 2019 sollen weltweit 1.789.235 junge Leute an diesen Demonstrationen teilgenommen haben.

  9. 9.

    Papst Franziskus hat diese Befunde in der Umweltenzyklika „Laudato si“ strukturiert, in ein plausibles Handlungsschema gebracht und sprachlich im besten populärwissenschaftlichen Sinne so formuliert, dass sie von jedermann verstanden und nachvollzogen werden können. Außerordentlich wichtig an dieser Enzyklika sei, so der weltweit geachtete Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, dass hier die Welt der Religion und die Welt der Wissenschaft zusammengebracht würden. Diese widersprächen sich nicht und könnten nur zusammen der Komplexität der Schöpfung gerecht werden. Die Enzyklika gebe den Stand der Klimaforschung vollständig korrekt wieder (Schellnhuber 2015).

  10. 10.

    Diese zusammenfassende Schlussfolgerung leiten die Autoren (ihr Buch trägt den Untertitel „Eine Geschichte der Welt in sieben billigen Dingen“) für die Bereiche billige Natur, billiges Geld, billige Arbeit, billige Fürsorge, billige Nahrung, billige Energie und billiges Leben ab.

  11. 11.

    Diese Trennung basiert auf der Theorie des französischen Philosophen René Descartes (1596–1650). Für ihn waren Gesellschaft und Natur existentiell voneinander geschieden, woraus er ableitete, dass die Natur von der Gesellschaft kontrolliert und beherrscht werden muss (Patel und Moore 2018, S. 72 f.).

  12. 12.

    Ludwig Wilhelm Erhard (* 4. Februar 1897 in Fürth; † 5. Mai 1977 in Bonn) war ein deutscher Politiker und Wirtschaftswissenschaftler. Er war von 1949 bis 1963 Bundesminister für Wirtschaft und galt in dieser Funktion als Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und der sozialen Marktwirtschaft, die bis heute das Wirtschaftssystem in Deutschland bestimmt. Außerdem war er von 1957 bis 1963 Vizekanzler. Von 1963 bis 1966 war er der zweite Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

  13. 13.

    Dieser kleine semantische Exkurs zeigt, dass wir unbedingt eine Definition brauchen, die das Konzept der Kreislaufwirtschaft in seiner Ganzheitlichkeit und Komplexität erfasst und auch die Verpflichtung zur schnellstmöglichen Umsetzung im klaren Kontext mit dem existentiellen Zwang zur Bewahrung und Wiederherstellung der Umstände, die die menschliche Existenz dauerhaft und auf dem bestmöglichen zivilisatorischen Niveau sichern. Eine solche Begriffsbestimmung wird vom Autor derzeit für das Gabler Wirtschaftslexikon erarbeitet, die dort bei Erscheinen dieses Buches zum Thema ÖPP nachzulesen sein wird.

  14. 14.

    Gülle ist ein natürlich anfallender Wirtschaftsdünger, der hauptsächlich aus Urin und Kot landwirtschaftlicher Nutztiere besteht. Wir verwenden den Begriff im Folgenden für die sogenannte Flüssiggülle, die in Deutschland in erster Linie bei der Massentierhaltung von Schweinen und Rindern anfällt.

  15. 15.

    In diesen beiden Verbänden sind nahezu alle wasserwirtschaftlichen Unternehmen Deutschlands organisiert.

  16. 16.

    Mit dieser tagesaktuellen Meldung endet der Exkurs zum Thema Gülle. Ich empfehle dem interessierten Leser an dem Tag, an dem er dieses Kapitel zur Kenntnis nimmt, im Internet zu recherchieren, ob sich seit dem 26. Juli 2019, an dem der „Tagesspiegel“ den von mir zitierten Artikel veröffentlicht hat, in Deutschland wirklich Substantielles getan hat, um den extensiven Gülleeintrag auf landwirtschaftliche Flächen signifikant zu reduzieren.

  17. 17.

    Natürlich ist es schon ein großer Schritt, aus Plastikabfällen Blumenkästen oder Parkbänke herzustellen, anstatt den Müll in die Weltmeere zu verklappen. Aber der Anspruch ist natürlich höher und lautet Rückgewinnung der Ausgangsstoffe, wie wir es am Beispiel Phosphor gezeigt haben.

  18. 18.

    Zu illustrieren wäre das gut an der Autoindustrie. Hier die alten, noch am tradierten Verbrennungsmotor orientierten Hersteller, da die innovativen Entwickler und Anbieter erneuerbarer Antriebskonzepte, auch als Teil neuer Verkehrslösungen mit hochwertigem öffentlichem und weniger umweltbelastendem Individualverkehr.

  19. 19.

    Ich fand dieses Gedicht von Stefan Jens Brinkmann im österreichischen Kössen (Tirol). Brinkmann, Jahrgang 1975, ist ein deutscher Lyriker, auch bekannt unter dem Pseudonym „Nachtpoet“.

  20. 20.

    Das Gedicht ist Teil eines Kunstprojektes, in dessen Mittelpunkt mit großer Symbolkraft der Paradigmenwechsel von der Entsorgung zum kreislaufwirtschaftlichen Recycling steht.

Literatur

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Weiterführende Literatur

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  • Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser zur aktuellen Nitratdebatte. Pressemitteilung vom 04. April 2019. www.bdew.de. Zugegriffen: 6. Apr. 2019

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  • Süddeutsche Zeitung. Deutschland verfehlt Klimaziele für 2020. www.sueddeutsche.de. Zugegriffen: 23. Juni 2019

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Schäfer, M. (2020). Ein Besuch im Vatikan und die Einsicht, dass zwei päpstliche Weckrufe zur Bewahrung der Schöpfung auch in einem ÖPP-Kontext stehen. In: Öffentlich-Private Partnerschaften. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28273-8_12

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