Zusammenfassung
Der Beitrag trägt zu der Diskussion darüber bei, wie die politische Bildung zu politischem Handeln in digitalen Öffentlichkeiten befähigen kann. Während ein großer Konsens darüber besteht, dass digitale Medien heutzutage eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Kompetenzen politischen Handelns spielen müssen, ist oft unbestimmt, worum es bei einer solchen Vermittlung gehen sollte. Die Perspektive radikaler Demokratietheorien wird für eine Diskussion dieser Frage herangezogen, weil sie sich besonders eignet, um die demokratischen Potenziale digitaler Öffentlichkeiten zu fokussieren. Digitale Öffentlichkeiten haben aus radikaldemokratischer Sicht mindestens zwei wichtige politische Funktionen. Erstens kann die Kommunikation in digitalen Öffentlichkeiten der kollektiven Organisation von kritischem politischem Handeln förderlich sein. Zweitens können digitale Öffentlichkeiten für eine größere Resonanz für Kritik in der politischen Öffentlichkeit sorgen, weil sie es kritischen politischen Stimmen leichter machen, hegemoniale Diskursstrukturen in der politischen Öffentlichkeit aufzubrechen. Der Beitrag zeigt exemplarisch, wie sich diese Funktionen in der politischen Bildung praktisch erfahrbar machen lassen, und argumentiert, dass ein hierfür geeignetes Kompetenzmodell radikaldemokratischer politischer Bildung nicht nur Kritik- und Konfliktkompetenzen sondern auch Urteilskompetenzen umfassen sollte.
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Westphal, M. (2020). Digitale Öffentlichkeiten und politisches Handeln. In: Binder, U., Drerup, J. (eds) Demokratieerziehung und die Bildung digitaler Öffentlichkeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28169-4_2
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