Zusammenfassung
Der Beitrag bringt für eine erziehungstheoretische Perspektive auf soziale Praktiken grundlegend das Moment der Reflexivität (im Gebrauch von Praktiken wie im Verhältnis zu ihrer gesellschaftlichen Bedingtheit) in Anschlag. Vor dem Hintergrund zweier Forschungsprojekte zur Familienerziehung wird diese Frage differenziert erörtert. In Bezug auf ein Projekt zur ‚Familialen Bearbeitung des Übergangs in die Grundschule‘ wird nach Reflexivität im Vollzug familialer Alltagspraktiken gefragt. In Bezug auf ein Projekt zur ‚Familienerziehung im Generationenvergleich‘ werden reflexive Spielräume zwischen familienspezifischen Praxismustern und den sie in ihrer jeweiligen kulturell-historischen Lage umgebenden pädagogischen Diskursen beleuchtet. In der Zusammenführung der beiden Stränge wird das theoretische Desiderat eines Erziehungsbegriffs konturiert, der die Konstituierung pädagogischer Ordnungen in sozialen Praktiken erfassen und zugleich pädagogische Modi dieser Konstituierung sichtbar machen kann.
Schlüsselbegriffe
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Literatur
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Krinninger, D., Müller, HR. (2020). Familienerziehung als reflexive soziale Praxis. In: Nohl, AM. (eds) Rekonstruktive Erziehungsforschung. Rekonstruktive Bildungsforschung, vol 20. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28126-7_8
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