Zusammenfassung
In der Sportgeschichte (Deutschlands) hat es Migration immer gegeben. Nach der Revolution 1848 wanderten deutsche Turner nach Amerika aus und gründeten dort eine neue Turnbewegung. Mit der Arbeitsmigration um 1900 von Polen nach Westdeutschland gründeten sich in Westdeutschland etliche polnische Sportvereine. Nach der Machtergreifung 1933 wanderten etliche deutsche Turner und Sportler aus und beteiligten sich in ihren Aufnahmeländern an den dortigen Sportbewegungen. Nach 1945 integrierten sich etliche Flüchtlinge und Vertriebene aus Osteuropa in die westdeutsche Sportbewegung ein. Es folgten die Migrationsschübe in den 1970er und 1980er Jahren aus der Sowjetunion, und auch hier engagierten sich viele Neuankömmlinge im deutschen Sport. Und auch jetzt reagiert der deutsche Sport auf die neue Flüchtlingsbewegung mit Integrationsangeboten. Trotz unterschiedlicher Migrationssituationen sind viele historische Handlungselemente, Fragen, Aufgaben und Lösungen zur Integration in den Sport gleich geblieben. Zu den Grundthesen der Forschung gehört, dass Integration in den Sport geschlechtsabhängig, leistungsabhängig und sportartenabhängig ist, dass Integration leichter fällt bei sportlichen Vorerfahrungen und ähnlichen (sportorganisatorischen) Bedingungen im Herkunftsland, und dass Integration schwierig ist in Migrantensportvereinen. Im Folgenden soll anhand ausgewählter Beispiele eine historische Epoche in Bezug auf derartige Grundthemen näher untersucht werden, und zwar die Möglichkeiten der Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen in Folge des Zweiten Weltkriegs in den westdeutschen Sport nach 1945.
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- 1.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Landessportbund Niedersachsen in LandesSportBund Niedersachsen umbenannt.
- 2.
Vgl. dazu Landessportbund Niedersachsen 1951–2000 (mit den Zahlen ab 1947) sowie die aktuelle Statistik des LandesSportBundes Niedersachsen von 2017 (pdf) www.lsb-niedersachsen.de/landessportbund/lsb-datenundfakten/?L=0 (Zugegriffen 10. Juli 2018).
- 3.
Archiv des LSB Niedersachsen (im folgenden AdLSB), ALT A 6, Anträge Ehrennadel 1953 ff.
- 4.
Die Zitate sind stereotypisch und tauchen in den Quellen gehäuft auf; Einzelbelege finden sich in AdLSB, ALT A 6, Anträge Ehrennadel, z. B. 1967–1969 Anträge Nr. 3478, 3489 und 3416 sowie 1972/1973, Anträge Nr. 4485, 4487, 4694 und 4673.
- 5.
AdLSB, ALT A 6, Anträge Ehrennadel, 1955; 1956, Antrag vom 25.07.1956, 1967–1969, Antrag vom 28.02.1969 sowie 1960/1961, Antrag Dr. Niffka; vgl. zu Niffka auch Dwertmann (2014) und 1980, undat. Antrag Gert Tank („Männer der ersten Stunde“).
- 6.
AdLSB, ALT A 6, Anträge Ehrennadel, 1967–1969, Anträge vom 07.12.1968, 17.04.1969 sowie Antrag Nr. 3489.
- 7.
AdLSB, ALT A 6, Anträge Ehrennadel, 1967–1969, Antrag Nr. 3478 sowie 1972/1973, undat. Antrag Walter Heinze.
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Wedemeyer-Kolwe, B. (2020). Migration und Sport in Deutschland: ausgewählte historische Beispiele. In: Krüger, M., Hofmann, A. (eds) Sportgeschichte in Deutschland - Sport History in Germany. Bildung und Sport, vol 22. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27822-9_6
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